Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht by Willibald Alexis

Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht by Willibald Alexis

Autor:Willibald Alexis [Alexis, Willibald]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Antigonos
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Sechsundvierzigstes Kapitel.

Bekenntnisse schöner Seelen.

Als die Fürstin in ihren dichten Zobelpelz gegen die kalte Morgenluft verhüllt, in den Wagen stieg, um in seinen weichen Polstern einer Reihe seltsamer Gedanken Audienz zu geben, war sie nicht wenig betroffen, noch Jemand darin zu finden. Es war zu spät zum Schreien; die Thür war zugeschlagen, die Jäger hatten sich aufgeschwungen und der Wagen rasselte schon über das unebene Pflaster nach dem Berliner Thor zu. Es war übrigens wohl Grund zum betroffen sein, aber nicht zum Schreck, als die weichen Hände der Baronin Eitelbach die der Fürstin erfassten. Sie bat sie mit einer mit Thränen kämpfenden Stimme um Verzeihung wegen der Attrape, aber sie habe sie sprechen müssen, koste es was es wolle. Deshalb nach Potsdam gekommen, habe sie von Stunde zu Stunde vergebens auf den Augenblick gewartet, mit ihr allein zu sein, und endlich diese kleine List sich erlaubt, um der einzigen Frau, die Theilnahme für sie empfinde, die sie und ihre Leiden verstehe, ihr Herz auszuschütten. Die Fürstin wollte sich mit sich selbst beschäftigen, und die Leiden der Baronin waren ihr unter allen Dingen, mit denen sie sich beschäftigt, in dem Augenblick die allergleichgültigsten. Das schien wenigstens der Seufzer anzudeuten, der aus ihrer Brust sich Luft machte, aber sie drückte die Freundin mit sanfter Innigkeit an diese selbe Brust: »Ach, glauben Sie mir, Leiden schickt der Himmel Denen, die er liebt.«

»Aber nicht solche,« rief die Schluchzende, »wie mir! Ach mein Gott, ich weiß jetzt nun Alles, 's ist mir Alles so klar wie was!«

»Was ist Ihnen klar, Liebe?«

»Nichts, sage ich Ihnen, wie ich Ihnen immer gesagt, als ein Mißverständnis. Mein Mops ist mir jetzt ordentlich zuwider; ich könnte ihn vergiften. Aber wer trennt sich gleich von solchem Thier! Er hat nun mal seinen Platz. 's ist die Gewohnheit,« sagt mein Mann. »Fanchon hat wohl recht, wenn sie singt –«

»Ich verstehe Sie nicht.« Die Fürstin verstand sie wirklich nicht.

»Ich weiß es, ich rede konfus, ich verstehe mich ja selbst zuweilen nicht. Aber das mit dem Mops war so gewiß ein Irrthum, er konnte nicht davor, er wusste nicht, daß es meiner war. Es sind boshafte Menschen dazwischen, die haben ihm das arme Thier vor den Fuß geschoben; o ich weiß nicht, ich habe eine Ahnung –«

»Was hat Wandel mit Ihrem Mops zu thun!«

»Glauben Sie, daß er sein Freund ist?«

»Des Mopses!«

»Nein Seiner! Mögen Sie über mich lachen, ich fürchte, der Rittmeister ist nicht frei.«

»So viel ich mich entsinne, sagt man, er sei von seinen Gläubigern etwas genirt.«

»Ach, Sie wollen mich nicht verstehen. Er ist zu arglos, gutmüthig, er hat das beste Herz von der Welt, ein Gefühl rein wie ein Kind; mein Gott, Fehler hat jeder Mensch, er hat mir nicht weh thun wollen, aber boshafte Menschen sind dazwischen gekommen. Sie können sich nicht vorstellen, wie ich mich gequält habe, was ich ihm denn gethan haben könnte; Tag und Nacht ließ mir's keine Ruhe.«

»Und Sie haben sich ganz ernst gefragt?«

»Theuerste Fürstin, da blieb kein Fältchen in meiner Seele. Nein, wahr und wahrhaftig, ich that ihm nichts, ich bin unschuldig, es ist was andres dazwischen gekommen.



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