Rubinrotes Herz, eisblaue See by Morgan Callan Rogers

Rubinrotes Herz, eisblaue See by Morgan Callan Rogers

Autor:Morgan Callan Rogers
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-12-17T23:00:00+00:00


26

Glen bekamen wir kaum noch zu sehen, seit er ein Footballstar geworden war, neue Freunde hatte und die Mädchen aus Long Reach durchprobierte. Er sah nicht gut aus, aber er war hartnäckig, und er war verrückt nach den Frauen.

»Ich bin fix und fertig«, gestand er Dottie und mir, als wir an einem Samstagabend beim Bohnenessen im Rod and Reel Club zusammensaßen. »Der Trainer hat gesagt, wenn ich nicht auf den Pfad der Tugend zurückkehre, werde ich die nächste Saison mit dem fehlgeleiteten Teil meines Hirns auf der Bank sitzen. Aber ich liebe nun mal die Frauen.«

»Irgendwer muss es ja tun«, sagte Dottie. »Warum also nicht du?«

»Er kann seinen besten Spieler nicht auf die Bank setzen«, wandte ich ein.

»Florine hat recht«, sagte Dottie. »So wies aussieht, kannst du rummachen, bis dir die Lampe ausgeht.«

»Kannst du mir mal was von dem dunklen Brot geben?«, sagte Daddy leise zu mir. Ich saß eingezwängt zwischen ihm und Dottie, die wiederum Bert neben sich hatte. Stella saß natürlich an Daddys anderer Seite, fast auf seinem Schoß. Glen, Dottie und ich hatten eigentlich keine Lust gehabt zu kommen, doch an diesem Abend bekam Grand eine Auszeichnung für all die Bohnenessen, die sie organisiert und für die sie gekocht hatte, und man hatte uns dringend nahegelegt, uns bei der festlichen Veranstaltung blicken zu lassen. Ida und Maureen waren auch da, nur Bud und Sam fehlten. Bud war mit Susan unterwegs, und Sam fühlte sich nicht wohl.

»Das Brot ist lecker«, sagte Daddy zu mir. »Hast du das gemacht?«

»Ja.«

»Nächsten Monat mache ich meinen Führerschein«, sagte Glen. Dottie, Glen und ich würden alle in den nächsten Wochen sechzehn werden. Bud, der bereits sechzehn war, hatte seinen Führerschein schon und war kurz davor, sich das Auto zu kaufen, für das er seit seinem zwölften Lebensjahr sparte.

»Ich auch«, sagte Dottie. »Passt bloß auf, wenn ich auf die Straßen losgelassen werde.«

»Dann kannst du zu jeder Bowlingbahn von hier bis Timbuktu fahren«, sagte ich.

»Wo zum Teufel ist Timbuktu?«, fragte Glen.

Dottie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das könnte ich wirklich machen. Von Stadt zu Stadt fahren, von Bowlingbahn zu Bowlingbahn. Ich halte an, zeige ihnen, wie’s geht, und dann fahre ich wieder, ab in den Sonnenuntergang.«

»Die einsame Bowlerin reitet wieder«, spottete Glen. »Hiho, Strike und zurück in den Sattel.«

»Ich wünschte, ich könnte auch den Führerschein machen«, sagte ich.

»Nächstes Jahr«, sagte Daddy. »Gib mir bitte mal das Salz.«

Daddy hatte mich gebeten, noch zu warten. Wahrscheinlich befürchtete er, ich würde abhauen, und damit lag er nicht ganz falsch. Während Dottie im Bowlingrausch war, träumte ich davon, mit Petunia über die Straßen zu rollen, Radio zu hören, mit den rosa lackierten Fingernägeln im Takt aufs Lenkrad zu klopfen und nach meiner Mutter zu suchen.

Ich gab Daddy das Salz, und er überschüttete seine Bohnen damit. Stella legte ihre Hand auf seinen kräftigen Arm. »Lee«, sagte sie mit ihrer Wenn-du-brav-bist-schlaf-ich-auch-mit-dir-Stimme. Daddy stellte das Salz weg. Sie tätschelte ihm den Arm.

»Braver Junge, Lee, braver Junge«, sagte ich. Er und Stella ignorierten mich.

Ich schob meinen Teller weg, obwohl ich wusste, dass das süße Brötchen, das darauf lag, mir nur zu gern auf der Zunge zergangen wäre.



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