Rosentraeume by Virgina Henley
Autor:Virgina Henley [Henley, Virgina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2014-03-05T23:00:00+00:00
22
Joan von Kent plagte sich nicht sehr oft mit Sorgen. Wann immer etwas Unangenehmes ihre Gedanken beschwerte, schob sie es flink beiseite und widmete sich lieber glücklicheren Phantasien. Als Brianna ihr erzählte, daß sie am vergangenen Abend die Verlobungspapiere unterzeichnet hatte, fragte Joan sich, was sie wohl tun würde, wenn der König sie rufen ließ, um ihre Verlobung mit William de Montecute zu besiegeln. Sofort schickte sie. eine Nachricht in die Fish Street, und damit war für sie dieses heikle Thema vorläufig erledigt. Ihr goldener Prinz würde sich schon um alles kümmern.
Sie nahm das Kästchen, in dem sie all die Liebesbriefe Edwards verwahrte, dann setzte sie sich auf den gepolsterten Fenstersitz und verträumte die Stunden des Nachmittags. Als sie alle Billetten noch einmal gelesen hatte, sagte sie zu Glynis: »Einer der Briefe von Edward fehlt.«
»Bist du ganz sicher, meine Lady?«
»Ja, er war mir der liebste! Ich erinnere mich ganz genau an die Worte, nachdem der König meine Verlobung bekanntgegeben hatte. Er schrieb: >Ich bin in diesem Augenblick wütender, als ich es in meinem ganzen bisherigen Leben je gewesen bin!... Du bist meine kostbare Geliebte, und du wirst es auch immer bleiben.<«
»Hast du den Brief damals nicht unter dein Kopfkissen gelegt?« fragte Glynis.
»Ja! Oh je, am folgenden Morgen sind wir nach Bedford gefahren. Die Dienerin hat ihn sicher weggeworfen.«
Glynis runzelte die Stirn. »Bei der heiligen Jungfrau, ich hoffe, sie hat ihn weggeworfen. Es wäre schrecklich, wenn er sich in den verkehrten Händen befände.« Glynis wußte, daß man bei Hofe niemandem trauen konnte, am allerwenigsten den Dienerinnen. »Du solltest den Prinzen lieber warnen, daß einer seiner Briefe verlorengegangen ist.«
»Oh, Glynis, du machst dir immer viel zu viele Sorgen«, schalt Joan sie.
Und du nimmst bei weitem alles zu leicht, dachte Glynis düster.
Als die Abenddämmerung hereinbrach, war Joan angenehm überrascht, Besuch von ihrem Bruder zu bekommen, dem Grafen von Kent.
»Hol deinen Umhang, Liebes. Ich bringe dich in die Fish
Street.«
»Wie wundervoll! Glynis, lauf zu Brianna und bitte sie, mich zu begleiten.«
»Nein!« fiel Edmund ihr ins Wort. »Du mußt allein kommen, Joan. Es handelt sich um eine private Angelegenheit. Deshalb bin ja auch ich da, um dich zu begleiten.«
Joan suchte rasch ihre kostbaren Nachrichten zusammen und steckte sie in das filigrane Kästchen.
»Vergiß nicht, über den verlorengegangen Brief zu sprechen«, erinnerte Glynis sie.
»Was für ein verlorengegangener Brief?« wollte Edmund wissen.
»Es geht um Edwards Mitteilungen«, erklärte Joan.
»Und einer davon ist verlorengegangen? Bei Gottes Füßen, Joan, manchmal benimmst du dich, als seist du sieben und nicht siebzehn. Nimm dies verdammte Geschreibsel mit!«
Der Prinz wartete in Edmunds Haus, als sie schließlich in der Fish Street ankamen. Obwohl er Joan zärtlich begrüßte, war er ernster Stimmung. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lady Bedford ist offiziell verlobt, und du wirst die nächste sein. Mein Vater hat schon mit Edmund über die Verlobung gesprochen, aber dein Bruder hat ihm erklärt, daß du bereits heimlich Sir John Holland versprochen bist.«
Joans Augen wanderten zu Edmund hinüber.
»Der König war wütend, das kann ich dir sagen. Er hat verlangt, daß ich ihm einen unterschriebenen Vertrag vorlege.«
Prinz Edward entfaltete ein knisterndes Pergament.
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