Richter Di 01 by Robert van Gulik

Richter Di 01 by Robert van Gulik

Autor:Robert van Gulik [Gulik, Robert van]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-03-14T16:00:00+00:00


19. KAPITEL

Richter Di führt den Mordfall vom Sechsmeilendorf zu Ende. Herr Hua stürzt zum Gericht und zeigt einen Mord an.

Noch am selben Tag schickte Richter Di Ma Jung zum Sechsmeilendorf, um den Herbergsvater Kung Wan-de und den Wächter Pang zur nochmaligen Vernehmung herbeizurufen; er sollte auch ins Dorf der Frau Wang gehen und sie auffordern, zur Morgensitzung am nächsten Tag im Gericht zu erscheinen. Indessen bekam Ma Jung strikte Anweisung, unter keinen Umständen etwas über die Festnahme des Mörders verlauten zu lassen.

Sobald am andern Tag die Sitzung eröffnet war, ließ Richter Di zuerst Kung Wan-de vorführen.

«Nachdem ihr eure Anzeige hier erstattet hattet», begann der Richter, «war es für mich sehr mühselig, diesen Fall zu enträtseln, doch habe ich den wahren Mörder schließlich entdeckt und festgenommen. Es ist der Händler Siau, derselbe Mann, der nach dem Mord verschwand. Als dieser Mann zusammen mit dem Händler Liu seinerzeit in eure Herberge kam, saht ihr ihn da von Angesicht zu Angesicht? Gebt mir eine genaue Beschreibung von seinem Äußeren.»

Kung Wan-de stammelte:

«Eure Gnaden mögen eins bedenken. Das war vor vielen Wochen, und ich habe ein schwaches Gedächtnis. Aber ich weiß genau, daß er mittelgroß und ungefähr dreißig Jahre alt war. Er hatte ein mageres, bräunliches Gesicht. Aber etwas war da, an das ich mich besonders gut erinnere. Als er und Liu zusammen becherten und sich bis in die Nacht hinein unterhielten, rief mich Siau ins Zimmer und fragte, ob es nicht zu spät sei, durch den Kellner noch einen neuen Krug Wein holen zu lassen. Beim Sprechen lachte er laut heraus, und da bemerkte ich im Schein der Kerze, daß einer seiner Vorderzähne vollkommen schwarz war.»

Richter Di fragte weiter:

«Ist es richtig, daß ihr bis vor wenigen Augenblicken, als ich es euch erzählte, nichts von der Festnahme dieses Mannes Siau wußtet, und daß ihr ihn seit jener Nacht in eurer Herberge nicht mehr gesehen habt?»

Kung Wan-de bestätigte das, und Richter Di ließ diese Tatsache durch den Schreiber zu Protokoll nehmen. Sollte Siau diesen schwarzen Zahn besitzen, so waren damit alle etwaigen Zweifel behoben. Schleunigst füllte er einen Zettel für den Gefängniswärter aus und ließ Siau Li-huai durch zwei Polizisten holen.

Als Siau vor dem Richtertisch niederkniete, schnauzte ihn Richter Di an:

«Du Schurke, gestern hast du deine Unschuld hartnäckig beteuert. Schau auf, und sieh dir diesen Mann an!»

Sofort erkannte Siau den Herbergsvater vom Sechsmeilendorf. Jetzt wußte er, daß jede Hoffnung hin war. Eine Flut von schrecklichen Flüchen ergoß sich aus seinem Mund. Und alle Anwesenden konnten seinen schwarzen Zahn deutlich erkennen.

Siau hielt mit seinen Verwünschungen gegen Dschau Wan-dschuan und Kung Wan-de nicht inne. In blinder Wut schrie er:

«Ihr glaubt, ihr habt mich gefaßt?! Aber lieber will ich sterben als gestehen!»

Richter Di schlug mit der Faust auf den Tisch und befahl den Polizisten mit Donnerstimme, die «große Folter» anzuwenden.

Sie schleppten ein eisernes Becken mit glühenden Kohlen herbei und legten einige Längen dünner Ketten darauf. Als die Ketten rotglühend waren, packten sie sie mit einer Zange und warfen sie auf den Boden. Dann zogen sie Siau die Hosen herunter und zwangen ihn, auf den Ketten zu knien.



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