Revelations by Fischer Carsten

Revelations by Fischer Carsten

Autor:Fischer, Carsten [Fischer, Carsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: E-Book
veröffentlicht: 2012-12-08T23:00:00+00:00


9 - Zeitreise

Die erste Viertelstunde des Fluges lehnte Angel unbeweglich mit angezogenen Beinen am Heck des Hubschraubers und krallte sich an stabil wirkenden Metallgriffen im Boden fest. Ihre Höhenangst sorgte schon in der Krone eines Pflaumenbaums für Atemnot und Schwindelanfälle. Dementsprechend stand sie ihrer Meinung nach kurz vor einem Herzinfarkt, als sie die silbergrau glänzende Mondlandschaft gut hundert Meter unter sich vorbeiziehen sah. Dog saß ihr gegenüber und grinste eine Weile hämisch, bis er die Bordschützen bat, die sperrangelweit offenstehenden Schiebetüren zu verriegeln. Die dreiköpfige Besatzung beäugte ihre Passagiere dabei wie unerwünschte Gäste und sprach kein Wort mit der zerschundenen Gruppe. Sie schienen immer darauf bedacht zu sein, eine Hand an der Pistole zu lassen und sie keinen Moment aus den Augen zu verlieren. Als Kim in ihren Rucksack griff, um einen Verband für Butchs schwere Durchschussverletzung zu suchen, wäre die Lage beinahe eskaliert. Der Steuerbordschütze hielt ihr den kalten Lauf seiner Handfeuerwaffe an den Kopf, woraufhin Dog ihn am Hals zu Boden schmetterte und anschließend die Pistole des Backbordschützens in seinem Nacken spürte. Der Pilot ließ den Hubschrauber absichtlich einen Moment lang taumeln, wodurch Dog seinen Halt verlor und an die Bordwand geschleudert wurde.

»Nicht schießen! Nicht schießen!«, rief Kim am Türgriff klammernd. Sie zog ihren Verband mit den Fingerspitzen aus dem Rucksack und zeigte ihn der aufgebrachten Besatzung.

»Danny! Was ist denn da los?«, schallte es aus dem Cockpit.

»Nur ein Missverständnis«, erwiderte er mürrisch, steckte seine Pistole weg und brachte die Maschine zurück in Formation. Die beiden Bordschützen folgten widerwillig seinem Beispiel und ließen Kim ihren Kameraden verarzten. Dog rieb sich benommen den Hinterkopf, mit dem er hart an die Metalltür geprallt war. Angel hatte sich die ganze Zeit nicht rühren können und schien seit dem riskanten Flugmanöver kurz davor zu sein, sich vor versammelter Mannschaft zu übergeben.

Nach einer weiteren Viertelstunde überflogen sie vertraut aussehende Gebirgsausläufer und Angel fürchtete bereits, dass man sie in den Bergen aussetzen wollte. Stattdessen folgten die Hubschrauber jedoch einer guterhaltenen, zweispurigen Straße, die kilometerweit in die Felsen hineingesprengt worden war. Am Ende der künstlichen Schlucht erwartete sie ein riesiges Tal, in denen sich kaum erkennbare Strukturen eines wuchtigen Gebäudekomplexes abzeichneten. Die Umrisse glichen keiner Stadt, wie sie Angel oder ihre Kameraden je gesehen hatten, sondern erinnerten sie eher an Jesses Baumhaus.

Vor ihnen thronten modular aufgebaute Stahlkonstruktionen, die bis auf einen einzelnen Zugangsturm in der Mitte auf Säulen über dem Boden schwebten. Einige schienen quadratisch, andere wie langgezogene Baracken. Jeder Komplex war durch zylindrische Tunnel mit dem zentral gelegenen Hub verbunden. Die gesamte Anlage wirkte wie geschaffen für das Leben in einer von Sandstürmen geplagten Wüste. Die zweistöckigen Module wiesen allesamt um fünfundvierzig Grad abgeschrägte Fensterreihen auf, sowohl oben als auch unten, wodurch sie geradezu stromlinienförmig im Wind lagen. Der schwebeähnliche Zustand auf den massiven Stelzen erlaubte es den Stürmen nahezu unbehelligt ober und unterhalb des Komplexes vorbeizuziehen. Gewaltige Sandberge vor den Stahlsäulen deuteten darauf hin, dass die Anlage schon vor einigen Jahrzehnten errichtet worden war.

Cassidys Hubschrauber war bereits auf der Straße vor der abgedunkelten Basis gelandet.



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