Rebell der Krone by Robyn Young

Rebell der Krone by Robyn Young

Autor:Robyn Young
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2011-06-20T22:00:00+00:00


35

Kerzenlicht tauchte ihre Reihen in einen sanften Schein und spiegelte sich in den Augen der Männer und den Vergoldungen der sie umgebenden Gräber wider. Das Heiligtum im Herzen der Westminster Abbey wurde von einem Schrein beherrscht, in dessen steinernen Sockel zu Nischen führende Stufen eingelassen waren. Der Schrein, den König Henry zusammen mit der riesigen Abtei, die ihn beherbergte, für die Gebeine des heiligen Edward des Bekenners hatte erbauen lassen, war erst vor sechsundzwanzig Jahren errichtet worden, aber die Stufen waren bereits glatt von den Knien der zahlreichen Pilger. Auf dem Sockel enthielt ein Reliquienschrein die sterblichen Überreste des Heiligen, darüber wölbte sich ein mit heiligen Szenen bemalter Baldachin. Dahinter erstreckten sich die Schatten des mächtigen Gewölbes.

Unter den Blicken gemalter Heiliger kniete König Edward auf den Stufen des Schreins. Den Kopf hielt er gesenkt. Hinter ihm hatten sich seine Männer aufgereiht: zuerst die, die das größte Vertrauen des Königs genossen, die Mitglieder seiner Tafelrunde – John de Warenne und Bischof Bek, die Earls von Lincoln und Warwick, Arundel, Pembroke und Hereford, Edmund of Lancaster, der Bruder des Königs, und andere. Dahinter standen die Drachenritter, die ihre Schilde steif vor sich hielten.

Robert, der seinen Platz zwischen Humphrey de Bohun und Ralph de Monthermer gefunden hatte, spürte, dass ihn jemand anstarrte. Sein Blick wanderte an der Reihe der Männer hinunter und kreuzte sich mit dem von Aymer de Valence. Die Verletzungen, die der Ritter auf Anglesey davongetragen hatte, waren verheilt, aber über seine Wange verlief eine Narbe. Robert hatte bemerkt, dass die beiden Zähne, die er im Kampf verloren hatte, durch andere ersetzt worden waren. Sie waren mit Silberdraht an seinen eigenen befestigt, was ihm ein seltsames, glitzerndes Lächeln verlieh, und er hatte sich gefragt, wo der Ritter sie wohl herhaben mochte. Aymer musterte ihn kurz, dann wandte er sich ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den König. Robert hatte ihn monatelang nicht gesehen. Nach dem Fall von Anglesey waren viele Edelleute aus den Diensten des Königs entlassen worden und zu ihren Landsitzen zurückgekehrt, und Aymer war mit seinem Vater nach Pembroke gegangen. Das Gift in seinen Augen verriet Robert, dass sein Hass im Lauf der Zeit nicht abgeklungen war. Er bereute die Prügel nicht, die er dem Ritter verabreicht hatte, und fürchtete sich auch nicht vor seiner Rache, die vermutlich eines Tages kommen würde. Auch jetzt noch empfand er eine böse Freude, wenn er sich daran erinnerte, wie er seine Fäuste in Aymers Gesicht geschmettert hatte; ein Gesicht, das seine Missgeschicke mit einem Grinsen quittiert und sich an seinem Schmerz und seiner Demütigung geweidet hatte. Der Bastard hatte bekommen, was er verdiente. Er würde es jederzeit wieder tun, sagte Robert sich im Stillen.

Als die Arbeiten an Edwards neuer, Beaumaris genannter Burg begonnen und der König die Insel verlassen hatte, war Robert in der verkleinerten Kompanie geblieben. Er war an der Seite des Königs gewesen, als sie zuerst nach Caernarfon gereist waren, wo Edward seine Pläne für den Wiederaufbau überwachen wollte, und dann Richtung Süden durch verlassene Küstenstädte und seegepeitschte Häfen, vorbei an seinen beeindruckenden Festungen Cricieth und Harlech.



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