Radio Gaga on Air (Radio Gaga Trilogie 2) by Katrin Bongard

Radio Gaga on Air (Radio Gaga Trilogie 2) by Katrin Bongard

Autor:Katrin Bongard
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-10-25T22:00:00+00:00


Meine Mutter kurvte dreimal um den Flughafen und schaffte es dann endlich, sich auf den Besucherparkplatz in der Mitte des Flughafengeländes zu stellen. Sie war mit den Nerven so am Ende, als müsste sie selber losfliegen. Vor dem Check-in wartete mein Vater, der sich extra eine Stunde aus dem Büro freigenommen hatte, um mich zu verabschieden. Er legte meinen Trekkingrucksack auf die Flughafenwaage und reichte mir ein Formular, auf dem ich meine Aufenthaltsadresse eintrug. Schon die seltsame Postleitzahl und das Wort New York versetzen mich in Hochstimmung. Mika sehen, Mika, die sich in mich verliebt hatte, trotz allem. Meine Mutter küsste mich, drückte mich, es war ihr völlig egal, dass alle zusahen. Mein Vater räusperte sich. »Er wird schon nicht abstürzen, Linda.« Meine Mutter traute Flugzeugen nicht, es musste sie große Überwindung gekostet haben, mir dieses Ticket zu kaufen.

»Fenster oder Gang?«

»Fenster!«

»Und ich bitte daneben!«

Ich sah erstaunt auf. Neben mir stand Ruben, außer Atem. War das ein Witz? Wollte er mich verabschieden? Aber wieso hatte er dann einen fast zwei Meter hohen Rucksack dabei?

»Mikas Vater hat mir erzählt, dass du auch hinfährst, und da dachte ich mir, wir könnten doch zusammen fliegen ...« Er lächelte. Moment mal. Ruben fuhr auch zu Mika? Verdammt, natürlich fuhr er. In den Ferien, wann sonst.

Meine Mutter war begeistert. Während Ruben eincheckte, erläuterte sie ihm, dass ich wegen ihrer Flugangst nie geflogen sei und er mir helfen (sie benutzte tatsächlich dieses Wort) könne. Na bravo. Ruben flog zu Mika, man sollte ihn töten, gleich hier vor dem Check-in. Stattdessen laberte meine Mutter ihn voll und stellte mich als das letzte Landei dar. Beste Voraussetzungen.

Meine Eltern winkten zum Abschied und Ruben schob mich wie einen Behinderten zur Handgepäckkontrolle. »Du musst hier alles aufs Band legen.«

Danke Ruben, aber ganz so blöd bin ich nicht. Ich habe das schon mal im Fernsehen gesehen. Als ich durch die Körperkontrolle ging, piepste es wie verrückt. Ich zog meinen Gürtel aus, legte meine Uhr ab. War ich ein Terrorist? Und genau in diesem Moment begann es, als sie mich wie einen Gefangenen, der anschließend in die Zelle geführt wird, zwangen alles abzulegen. Schluss mit Freiheit. Lebenslänglich oder Todesstrafe. Da war ich mir auf einmal ganz sicher: Das Flugzeug würde abstürzen. Es gab überhaupt keinen Zweifel. Ruben sah aus, als flöge er jeden Tag mit dem Jet zur Schule. Null Emotion. Ich versuchte, meine Panik unter Kontrolle zu bekommen, richtete meinen Blick auf das Rollfeld. Da stand dieses große schwere Flugzeug. Unmöglich konnte es sich in die Luft erheben, dort herumfliegen, das war alles ein großer Irrtum. Rubens Blick wurde forschender.

»Du ... hast nicht zufällig auch Flugangst?«

Flugangst? Panik! Blankes Entsetzen! Mein Verhältnis zu Ruben änderte sich schlagartig. Wir waren zwei Verurteilte. Gemeinsam in den Tod.

»Meinst du, das ist sicher?«

Ruben grinste. »Kennst du Rain Man? Den Film mit Tom Cruise und Dustin Hoffman? Wo er einen Autisten spielt, der die Absturzwahrscheinlichkeiten der Fluggesellschaften mal so eben errechnet? Weißt du, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Flugzeug abstürzt?«

Schön Ruben, irgendein Flugzeug. Was war mit diesem? Es sah rostig und alt aus.



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