Radiergummitage by Pielhau Miriam

Radiergummitage by Pielhau Miriam

Autor:Pielhau, Miriam [Pielhau, Miriam]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783832187873
Herausgeber: Dumont
veröffentlicht: 2014-11-11T23:00:00+00:00


19

Schnapsidee. Paule in Sektlaune. Edu im gepflegten Rotweinrausch käme auch in Frage. In jedem Fall musste Alkohol mit im Spiel gewesen sein, als sich ein unbekannter Jemand eine neue Aufgabe für Maja ausgedacht und diese zu Papier und zur Post gebracht hatte. Maja nahm entgegen ihrem Vorsatz doch ihr Handy zur Hand und starrte auf das Display. Eigentlich wollte sie nur durch kluges Kombinieren herausfinden, wer Mister oder Miss X war. Aber mit dem Denken trat sie seit Tagen schon auf der Stelle herum. Und so hatte sie sich entschlossen, Paule nun per SMS zu fragen. Das war insofern eine wasserdichte Angelegenheit, als Paule eine miserable Schwindlerin war. Um die Wahrheit herauszufinden, musste man ihr noch nicht einmal gegenübersitzen. Sie log nicht gut. Und deswegen log sie nie. Wenn also sie die Urheberin des anonymen Schreibens wäre, würde man sie nicht lange piken müssen, bis es aus ihr herausplatzte. Maja tippte: »Wenn du willst, küsse ich eine Frau.«

Es dauerte keine halbe Minute, bis Paules Reaktion kam. »Warum sollte ich das wollen? Und seit wann trinkst du schon vormittags Alkohol? :-)«

Maja lächelte. Paules Name konnte von der Liste der potenziellen Verdächtigen gestrichen werden. Zum hundertsten Mal ging sie im Kopf alle in Frage kommenden Personen durch. Zum hundertsten Mal ohne eindeutiges Ergebnis. Zumal der Kreis derer, die von ihren Missionen wussten, immer noch überschaubar klein war. Oder aber ihr Vorhaben hatte sich dank Kantinenfunk schneller an ihrer Wirkungsstätte herumgesprochen, als ihr lieb war, und jetzt erlaubte sich jemand einen geschmacklosen Scherz, indem er den mysteriösen Auftraggeber aus dem Hintergrund mimte. Allerdings gab es im gesamten Theater, mit Ausnahme von Edu vielleicht, keine Person, der sie solche manipulatorischen Qualitäten zuschreiben mochte, also verwarf sie diesen Ansatz. Stattdessen streifte sie in Gedanken an ihrer Freundin Luise aus Berlin vorbei. Mumm genug hatte die jedenfalls, sich keck und dreist und einfach so in Majas Sache einzumischen. Außerdem war sie damals nach der Nummer mit der Giftspritze zur Faltenlähmung nicht dabei gewesen, um zu schwören, die Klappe zu halten, wenn es um zukünftige Vorschläge für Majas Missionen ging. Andererseits hatte Luise gerade genug mit sich selbst zu schaffen und einen ziemlich dicken Hals auf ihren Typen, denn das Zusammenleben mit dem werten Herrn Freund gestaltete sich eher holprig. Blieb aus dem engen Kreis noch Greta. Ohne Beziehungsprobleme. Ohne dicken Hals, nur mit immer dickerem Bäuchlein. Möglich. Maja wählte ihre Nummer.

»Na, was macht meine Lieblingskölnerin mit der Kraft der zwei Herzen?«

Greta am anderen Ende der Leitung klang ein wenig jämmerlich. »Um ehrlich zu sein: Sie kotzt.«

»Ach herrje. Sind die ersten drei Monate jetzt nicht langsam um?«

»Doch. Genau jetzt. Und ich habe die leise Hoffnung, dass die Tage des Würgens gezählt sind. Jeden Quadratzentimeter unserer Keramikschüssel hab ich schon beschwallt. Ich kann nicht mehr.«

»Und das Baby?«

»Dem geht’s gut. Das nimmt sich von mir, was es braucht, aus den Vorratskammern meiner Zellen quasi. Was zur Folge hat, dass ich immer dünner werde. Nur der Bauch wächst ein bisschen.«

»Und deine Mutterliebe?«

»Was ist damit?«

»Wächst die auch ein bisschen?«

»Mal so, mal so.



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