Quis maritus salvetur? by Daniel Weisser

Quis maritus salvetur? by Daniel Weisser

Autor:Daniel Weisser
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2016-03-15T00:00:00+00:00


VIITatian und seine Anhänger und „Erben“

VIII.1Vorbemerkungen

Das syrische Christentum hat nach allem, was wir wissen, von Beginn an in vielerlei Hinsicht eine „eigene Prägung“1215 besessen. Neben den Bereichen der Liturgie, der Christologie und der Ämterentwicklung gilt dies auch für die Askese sowie für die Beurteilung von Ehe und Jungfräulichkeit bzw. Enthaltsamkeit; die syrischen Säulensteher dürfen deshalb nur als das spektakulärste Beispiel für eine offenbar außergewöhnlich hohe Popularität asketischer Ideale in dieser Region gelten. Auch wenn der Zölibat keine zwingende Voraussetzung für die Zulassung zur Taufe war und die Ehelosigkeit wohl lediglich als ein nachdrücklicher Rat an die Taufbewerber herangetragen wurde, schmälert dies den engen Zusammenhang nur wenig, der offensichtlich in der syrischen Kirche zwischen dem Empfang der Taufe und der Entscheidung für ein jungfräuliches bzw. enthaltsames Leben bestand.1216

Dass daher in Syrien „enkratitische Bewegungen […] auf besonders fruchtbaren Boden fielen, ist nicht zu leugnen […].“1217 So konstatiert auch KOCH, dass „in ihr [der ostsyrischen Kirche; D.W.] der enkratitisch-enthusiastische Strom viel voller und breiter ansetzt als anderwärts.“1218

Die asketischen Bewegungen Syriens im hier zu untersuchenden Zeitraum, dem 4. Jh., sind nicht ohne Bezug auf eine der zentralen Gestalten der syrischen Askese überhaupt zu verstehen: Tatian der Syrer lebte im 2. Jh. und gilt wenigstens in der Beurteilung späterer häresiologischer Autoren als „Stammvater“ heterodoxer und äußerst asketischer Gruppierungen wie etwa der sogenannten Enkratiten und der sogenannten Apostoliker bzw. Apotaktiten.1219 Beide Gruppierungen sind zur Abfassungszeit des Panarions noch präsent und deshalb als Gegenstand für die vorliegende Untersuchung geeignet. Eine kurze biographische Einordnung Tatians und eine Darstellung seiner radikalasketischen Ansichten sollen der Beschäftigung mit Enkratiten und Apostolikern vorausgehen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.