Porterhouse 1 - Schwanenschmaus in Porterhouse by Tom Sharpe

Porterhouse 1 - Schwanenschmaus in Porterhouse by Tom Sharpe

Autor:Tom Sharpe
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2013-12-05T02:00:00+00:00


Kapitel 11

Auf dem Treidelpfad neben dem Fluß stand der Dekan, den Mantel umgeworfen, und stemmte sich gegen den Wind, unter ihm zitterten und bebten die Weiden, und es raschelte in den Hecken. Vorn ruderten die Achter durch unruhiges Wasser, jeder mit seinem Klüngel von Trainern und Fans, die auf Fahrrädern durch die Pfützen preschten und Anweisungen oder Anfeuerungen brüllten. Bei jedem Schlag ruckten die Steuermänner nach hinten und die Boote nach vorn, jedes erfolgte den vor ihm liegenden Achter und war vor dem hinter ihm liegenden Achter auf der Flucht. Gelegentlich signalisierte lautes Jubelgeschrei, daß ein Boot den vor ihm liegenden Achter angestoßen hatte; dann legten beide am Flußufer an, und die Sieger brachen einen Weidenzweig ab und stecken ihn an den Bug. Wo ein solches Anpuffen erfolgt war, klafften Lücken in der Prozession, leere Wasserflächen, bis der nächste Achter um die Kurve bog und verzweifelt versuchte, das wenigstens zwei Längen vor ihm liegende Boot zu erreichen und anzustoßen. Jesus College, Porterhouse, Lady Margaret, Pembroke, Trinity, St. Catherine’s, Christ’s, Churchill, Magdalene, Caius, Cläre, Peterhouse. Historische Namen, heilige Namen wie die vielen Gebete an einem Rosenkranz aus Ruderbooten, die zweimal jährlich aufgesagt werden mußten, bei der Frühjahrsregatta und nach Ostern. Für den Dekan war dieses Ritual eine geheiligte Feier, an der man teilnahm, ganz gleich wie kalt oder naß es draußen war, im Gedenken an die gesunde Sportbegeisterung der Vergangenheit und die Überzeugungen seiner Jugend… Für ihn waren die Regatten eine Zeit der Erneuerung. Wie er so auf dem Treidelpfad stand, verspürte er wieder die Unschuld, die blinde Unschuld von damals, als er noch gerudert hatte, und wie gesund früher alles gewesen war. Jawohl, gesund, damit meinte er nicht nur körperliche oder geistige Gesundheit, sondern die Dinge im allgemeinen, daß das Leben als solches akzeptiert worden war, ganz ohne hinterhältige subversive Fragen oder gefährliche Spekulationen, wie sie inzwischen Mode waren. Eine unschuldige Zeit war das gewesen, ein goldenes Zeitalter der Gewißheit vor dem Großen Krieg, als es noch Honig zum Tee gab und auch einen Diener, der ihn brachte. In Gedanken an diese Zeit trotzte der Dekan dem Wind und der Kälte und hielt auf dem Treidelpfad aus, während die Fahrräder seine Schuhe mit Schlamm bespritzten und die Achter an ihm vorbeiruderten. Als alles vorüber war, drehte er sich um und trottete zum »Hecht und Aal« zurück, wo sein Wagen stand. Hinter ihm und vor ihm, den ganzen Pfad entlang, schlugen alte Männer wie er die Kragen ihrer Mäntel hoch und machten sich auf den Heimweg, die Köpfe unter dem Wind gebeugt, aber mit einemmal munterer ausschreitend. An der Eisenbahnbrücke angekommen, bemerkte der Dekan eine bekannte Gestalt vor sich. »Tag, Skullion. Heute sind wir wieder geschlagen worden«, sagte er. Skullion nickte. »Hätte nie gedacht, daß Jesus College uns erreichen würde«, sagte der Dekan, »aber morgen müßten wir eigentlich Trinity anstoßen. Heute hat uns das unruhige Wasser aufgehalten.«

Sie gingen schweigend weiter; während der Dekan sich andere Regatten und berühmte Mannschaften ins Gedächtnis rief, überlegte Skullion krampfhaft, wie er den Verrat des Schatzmeisters



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