Ploetzlich verliebt by Katja Henkel

Ploetzlich verliebt by Katja Henkel

Autor:Katja Henkel [Henkel, Katja]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783401067216
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-06-01T22:00:00+00:00


9. Kapitel

Marlis Augen auf dem Bildschirm wurden kreisrund, als wir sie kurz danach über Skype anriefen und ihr von unserem Gespräch mit Opa erzählten. »Komisch, ich weiß auch nicht, was das bedeuten soll. Außer dass ich jetzt nicht mal mehr ’ne Ururoma habe.« Sie hatte gerade geduscht, ihr kurzes Haar war noch nass.

»Klar hast du eine«, sagte ich, »vielleicht nicht gerade Elsa LeMarr, wer weiß, aber …«

Marli runzelte die Stirn. »Wie bitte? Du musst näher ans Mikro rangehen.«

Ich beugte mich vor und wiederholte meinen letzten Satz. »Aber LeMarr mit Nachnamen hieß deine Ururoma ja auch.«

»Aber warum hat Elsa mir einen Ring vererbt?«, fragte Marli.

Darauf wusste ich jetzt auch keine Antwort.

»Wer hat ihn dir eigentlich gegeben?«, wollte Luna wissen.

»Mein Vater«, antwortete Marli. »Zu meinem dreizehnten Geburtstag. Meine Mutter hatte ihn eigentlich für mich aufbewahrt, aber dann … ihr wisst ja. Sie hatte ihn von ihrem Vater und so weiter.«

»Ich fasse also zusammen«, sagte ich. »Deine Mutter war eine Nachfahrin von Elsa, nicht dein Vater. Stimmt, so steht es ja auch im Stammbaum. Leben eigentlich deine Großeltern noch? Hatte deine Mutter Geschwister? Und wer waren die Eltern deiner Großeltern? Vielleicht solltest du mal ausführlicher mit deinem Vater sprechen.«

»Puh, mach ich. Aber ich weiß schon jetzt, dass das nicht viel bringen wird. Über die Familie meiner Mutter weiß er nicht viel.« Marli drehte ihr Pony gerade auf einen großen Wickler. Somit war zumindest das Geheimnis gelüftet, wie sie immer diese unglaubliche Stirntolle zustande brachte.

Nur leider blieben weiterhin so schrecklich viele Familiengeheimnisse ungelöst.

Montagmorgen. Zum Frühstück hatte meine Mutter wieder ihre tibetische CD aufgelegt, was wir alle mit Gleichmut ertrugen.

»Luna, iss dein Müsli. Vitamin B2 ist wichtig fürs Wachstum«, sagte Tante Anna. Sie weiß genau, wo sie Luna packen muss, die nicht nur eineinhalb Köpfe kleiner ist als ich, sondern mindestens einen Kopf kleiner als eigentlich so ziemlich jeder in ihrem Alter.

»Und wo genau in diesem Müsli ist Vitamin B2 drinne?«, fragte Luna.

»In der Milch oder so, keine Ahnung«, antwortete Tante Anna. »Außerdem heißt es drin und nicht drinne.«

Luna kaute einen Moment schweigend, dabei sah sie nach oben zur Decke und ich wusste, dass sie gerade an einem kleinen Text feilte. Es dauerte auch nur wenige Sekunden, bis sie lossang:

»Du sagst, in der Milch oder so, keine Ahnung,

aber hast du mit so was Erfahrung?

Der Arzt hier ist ja wohl Suses Onkel Frank,

denn der hat ’ne Praxis und keine Raiffeisenbank.

Und ist zugleich natürlich mein Papa,

der Mann von dir, so viel ist klar, aba:

Sag ich nun drin oder sag ich drinne?

Is’ total egal, lass uns gehen, Cousine!«

Sie sprang auf und packte mich am Arm, bevor ich mit dem Kichern fertig war. Dann betrachtete ich sie von Kopf bis Fuß. Grandios – sie hatte meinen heutigen Stylingvorschlag hervorragend umgesetzt. Jeans, Bluse mit Nieten am Kragen und Chucks.

»Okay, wir sind echt spät dran.« Ich biss noch einmal ein großes Stück Buttertoast ab und joggte mit noch vollem Mund aus der Küche, Luna dicht auf meinen Fersen.

Unser Schulgebäude sah höchstwahrscheinlich wie immer aus. Ein efeubewachsener, etwas heruntergekommener grauer Kasten mit schwarzem Dach.



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