Planet der Mythen by Claudia Kern
Autor:Claudia Kern [Kern, Claudia ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Der Sternenozean, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2003-11-18T01:00:00+00:00
4.
Der Khalische Ozean Vernon Sal behielt Recht. Noch in der Nacht ließ das Heulen des Windes so weit nach, dass sich beinahe so etwas wie Stille über die Landschaft senkte. Am nächsten Morgen, als Rhodan geräuchertes Keyzenfleisch, zwei Gewehre und ein wenig Ausrüstung im Boot verstaute, spürte er sogar wärmende Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht.
Jeder Vay Shessod hatte ihnen etwas geschenkt. Mäntel, Tierhäute für einen Unterstand, Feuerzeuge, Brennmaterial, Messer, Gewehre und Angeln. Kem Shar hatte den Weg aufgezeichnet. Dem Fluss sollten sie bis zur Mündung folgen und dann am Ufer des Ozeans entlang nach Süden fahren. Es sah relativ unkompliziert aus, aber bei diesen extremen Klimaverhältnissen waren selbst unkomplizierte Reisen Wagnisse.
„Möge die Hütte bei eurer Ankunft warm und das Fleisch heiß sein", sagte Kem Shar zum Abschied. Es klang wie ein traditioneller Gruß.
Die anderen Vay Shessod hatten sich hinter ihm versammelt und die Arme über der Brust gekreuzt. Sie sahen aus wie seltsame ägyptische Gottheiten.
. Rhodan wusste nicht, wie man auf diesen Wunsch korrekt antwortete, also dankte er Kem nur. Atlan fügte noch einen Satz über das Jagdglück hinzu, dann stiegen sie in das lange schmale Boot und stießen sich mit den Paddeln ab.
Die Vay Shessod blieben am Ufer stehen. Sie wirkten nicht wie Leute, die lästige Gäste endlich losgeworden waren, sondern bedrückt, als würden Freunde sich für immer abwenden.
Kurz bevor das Boot die Biegung erreichte, hob Kem Shar die Hand und winkte, wie Rhodan es ihm gezeigt hatte.
Er erwiderte die Geste, war jedoch nicht sicher, ob Kem sie noch gesehen hatte.
„Es ist ein weiter Weg in die Zivilisation", sagte Atlan vor ihm. Mit gleichmäßigen Schlägen zog er das Paddel durch das Wasser.
Rhodan passte sich dem Rhythmus an. Nach der langen Untätigkeit genoss er die körperliche Betätigung.
„Dreihundert Kilometer", antwortete er. „Und dann sehen wir weiter."
„Ich bezweifle, dass es in Ptumak einen Raumhafen gibt. In der ganzen Zeit haben wir nicht ein' einziges Raumschiff gesehen oder gehört."
Rhodan hatte das ebenfalls bemerkt. „Vielleicht stimmt die Legende, auch wenn die Ursachen andere sind. Die Kybb-Cranar haben Keyzing wahrscheinlich für den Flugverkehr gesperrt, weil das Wetter einfach zu unberechenbar ist. Solche Stürme sind für Gleiter und kleinere Raumschiffe gefährlich."
„Man braucht keine Trugbilder, um in dieser Wildnis zu sterben, das ist allerdings richtig."
Ihre Paddelschläge brachten das Boot rasch vorwärts. Ein Teil des Flusses war gefroren, und sie mussten immer wieder Eisschollen ausweichen, deren scharfe Kanten die Keyzenhaut hätten aufreißen können. Die Vay Shessod hatten sie davor gewarnt.
Die Landschaft wurde sanfter und flacher. Aus schroffen Gebirgen wurden schneebedeckte Hügel und lang gezogene Täler. Keyzenherden sonnten sich auf Eisschollen und glitten beinahe lautlos ins Wasser, wenn sie das Boot bemerkten. Trotz der Raubtiere, von denen die Vay Shessod immer wieder erzählt hatten, schienen die Bestände gewaltig zu sein.
Gegen Mittag erreichten sie das Meer. Der Fluss fächerte auseinander, wurde zu einer Fläche aus Eisschollen und Rinnsalen, die von der Brandung des Ozeans überspült wurden. Vogelschwärme kreisten laut krächzend über der Mündung und stießen pfeilschnell ins Wasser herab. Wellen schlugen gegen das Boot, ließen es steil aufsteigen und brachten es beinahe zum Kentern.
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