Pelbar-Zyklus (3 von 7): Die Kuppel im Wald by Paul O. Williams

Pelbar-Zyklus (3 von 7): Die Kuppel im Wald by Paul O. Williams

Autor:Paul O. Williams
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2016-11-15T00:00:00+00:00


NEUN

Wegen der Krankheit der Dahmena hatte die Protektorin die Ratsversammlung verschoben, und nach deren und Hagens Tod verschob sie sie ein weiteres Mal. Dann erteilte sie noch einen umstrittenen Befehl. Sie verlangte, dass die beiden Trauerfeiern gemeinsam im Tempel von Pelbarigan abgehalten wurden. Der Nordquadrant, der normalerweise voller Entrüstung protestiert hätte, fand sich in seiner Schande damit ab, und als sich der Gottesdienst in dem hohen, düsteren Steinraum entfaltete, schien er eine seltsame Logik zu erlangen.

Die beiden Särge standen Seite an Seite auf Böcken, der eine war aus sauberen, schlichten Brettern, für einen Shumaijäger bestimmt, der andere eine geschwungene, polierte, stoffbeschlagene Truhe für die unnachgiebigste Traditionalistin der Pelbar. Hier, beim Heimgang, kamen sie zusammen. Hagen war durch seine Abenteuerreise nach Westen mit Ahroe ein Volksheld geworden, und ein großer Teil der alten Stadt liebte ihn, besonders Männer und Knaben. Mit den beiden Todesfällen war die Chronik der Stadt wieder durch eine bemerkenswerte Geschichte bereichert worden, eine zeitgenössische Legende, die es mit der Flucht der beiden Liebenden Ornay und Lynd oder mit der mutigen Tat des Gardisten Murdon vor etwa achtzig Jahren, als die Sentani unerwartet im Winter auf die Holzsammler gestoßen waren, durchaus aufnehmen konnte.

Die Protektorin entschied sich, keine Ansprache zu halten, sondern die ganze Bedeutung des Ereignisses durch den Gesang des vollzählig versammelten Pelbarchors, der auf erhöhten Stufen das vordere Ende des Tempels einnahm, auf die Gemüter wirken zu lassen.

Tor und Celeste standen auf dem Seitenbalkon, und als die Lieder aufstiegen, die Töne miteinander verschmolzen und zu einer Mischung von Traurigkeit und Hochstimmung aufschwollen, nahm das Mädchen die Hand des Axtschwingers, und zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, strömten ihr die Tränen ungehindert die Wangen hinunter. Zum Teil weinte sie um Hagen, den sie näher kennengelernt hatte, zum Teil wegen der üppigen Traurigkeit des menschlichen Dramas, das dieses so ungleiche Paar vereint hatte. Eine alte Ordnung hatte um ihr Bestehen gekämpft und war dann verblasst und in die neue eingegangen. Wie fremd das alles war, diese Gefühlstiefe, dieses Gespinst von Beziehungen, die eine große Gesellschaft bildeten und sich ständig verschoben und veränderten – als würden die Befehle, die sie so selbstverständlich in das elektronische Netzwerk der Kuppel eingab, zu verschiedenen Zeiten verschiedene Ergebnisse bringen anstatt der stetigen und zuverlässigen Berechnungen, an die sie gewöhnt war. Zum ersten Mal bekam sie einen flüchtigen Eindruck von der kaleidoskopischen Natur der Menschheit, deren Muster sich ständig veränderten und neu bildeten. Sie schien ihr erschreckend unzuverlässig.

Vor seinem Tod hatte Hagen darum gebeten, in der Nähe seiner alten Ozargefährtin Fitzhugh begraben zu werden. Während sie seinem Sarg die Felsen hinauf zu Fitzhughs hoch gelegenem Aussichtspunkt folgten, dachte Celeste, die immer noch Tors Hand hielt, über das alles nach. Der Tag war warm, und ihre Hand schwitzte, aber sie ließ die seine nicht los, und Tor blickte gelegentlich zu ihr hinunter, um zu sehen, was sie bewegte.

Als man Hagen in das sauber ausgehobene Loch senkte, als Ahroe das symbolische Gras auf den Sarg streute und als donnernd und polternd die Schaufeln voll Erde auf ihn hinunterfielen, hatte Celeste noch ein sonderbares Gefühl.



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