Paradies in Flammen by Sandmann Charlotte

Paradies in Flammen by Sandmann Charlotte

Autor:Sandmann, Charlotte
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Historische Romane, Erzählungen
Herausgeber: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
veröffentlicht: 2015-01-21T05:00:00+00:00


4

Magda Koloman warf im Vorbeifahren einen sehnsüchtigen Blick auf das teuerste Hotel von Batavia, das ›Hotel des Indes‹, dessen ockerfarbene Fassade sich von den grünen Palmen und purpurnen Blumen ringsum abhob. Wie gerne hätte sie sich dort eingemietet, wo man sie angemessen behandelt hätte, so wie es ihrem Stand und Reichtum entsprach. Aber im ›Hotel des Indes‹ gab es zu viele Leute, die sich an den Namen Obermayer erinnert hätten, der als Mädchenname in ihrem Pass stand. Hotelangestellte hatten ein beängstigend gutes Gedächtnis. Nein, sie musste inkognito bleiben, auch wenn sie dadurch Abstriche machen musste, was den Komfort betraf.

Sie hatte Zita vorgeschickt, um ein bescheidenes Zimmer in einer einheimischen Herberge zu mieten, und die Zeit genutzt, um ihr äußeres Erscheinungsbild so herzurichten, dass niemand darin Anzeichen von Reichtum erkennen würde. Magda Koloman würde in dem Losmen als unauffällige holländische Witwe auftreten, die ein paar Wochen in Batavia verbrachte, ehe sie zu ihrer Tochter auf Borneo weiterreiste.

Die Inhaberin der Herberge, eine ältliche Sundanesin, begrüßte sie freundlich und führte sie auf ihr Zimmer in dem mit Bambus gedeckten Bungalow. Es war hell und sauber, die Fenster mit einem Geflecht aus Holzlatten verkleidet, auf dem Bett eine Batikdecke in gedämpften Farben.

Magda ließ sich Kaffee und Genever bringen und setzte sich dann mit ihrer Zofe zusammen.

»Du musst nach Port Crescent fahren, meine Gute«, sagte sie. »Ich kann mich dort nicht blicken lassen, ich würde zu sehr auffallen. Es würde sich sofort herumsprechen, dass ich wieder da bin. Aber dich kennen sie nicht. Fahr hin und halt mich auf dem Laufenden. Quartier dich im ›Hotel Schuit‹ ein, das ist der Dreh- und Angelpunkt allen Klatschs und Tratschs der Stadt, und hab ein Auge auf unseren jungen Schatzgräber. Ich passe inzwischen auf die königlich-niederländische Bank auf – allerdings wird dort vor dem fünften September nicht viel passieren.« Sie öffnete ihren Pompadour und legte eine Anzahl Banknoten auf den Tisch. »Pass nur auf, dass du Kosminsky nicht allzu oft über den Weg läufst, er ist ein schlauer Bursche, und es ist durchaus möglich, dass er dich als meine Zofe wiedererkennt.«

Zita faltete die Banknoten mit steifen Fingern und zupfte ihr schwarzes, mit einer geschmacklosen Türkis-Brosche geschmücktes Kleid zurecht. »Ich passe schon auf, seien Sie unbesorgt.« Sie griff nach ihrem Pappkoffer und wandte sich zur Tür.

Magda Koloman lächelte ihr zum Abschied zu. Auf Zita, das wusste sie, konnte sie sich voll und ganz verlassen.



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