Palmherzen by Laura Lee Smith

Palmherzen by Laura Lee Smith

Autor:Laura Lee Smith [Laura Lee Smith]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783832187484
Herausgeber: Dumont
veröffentlicht: 2015-01-06T05:00:00+00:00


Zehn

Unter einem wuchtigen Metallvordach an der halbkreisförmigen Zufahrt des St. Johns Hospitals in Jacksonville standen drei Frauen mit ausladenden Hüften, taubenblauer Schwesternkleidung und Kunststoffclogs und rauchten. Der Inbegriff von Gesundheit, dachte Carson Bravo, der weder für Übergewicht noch für Zigaretten Verständnis hatte, weil in seinen Augen beides ein Zeichen von Schwäche war. Er parkte im dürftigen Schatten einer schmalen Kiefer am Rand des Parkplatzes und stieg aus seinem Wagen. Den Acura, ein neues Modell, hatte er gebraucht von einem Kunden gekauft, und als er ihn jetzt so ansah, wurde ihm klar, dass er zu viel bezahlt hatte. Noch ein teurer Fehler. Darin wurde er langsam gut.

Die rauchenden Frauen versperrten ihm den Weg zur Eingangstür.

»Morgen«, sagte er verkniffen.

Eine der Frauen blies Rauch aus und trat gemächlich zur Seite.

»Danke.« Er wedelte theatralisch mit der Hand vor seinem Gesicht herum, aber die Frau drehte sich einfach wieder zu den anderen und unterhielt sich weiter. Die gläsernen Schiebetüren öffneten sich mit einem leisen, saugenden Geräusch, als Carson das Gebäude betrat und zum Empfangsschalter ging. Nach der drückend heißen Luft draußen schien die Temperatur im Krankenhaus um den Gefrierpunkt zu liegen. An einer Reihe hoher Fenster in einer Wand hatte sich Kondenswasser gebildet. Carson schauderte.

»Ich möchte jemanden besuchen«, erklärte er einer unansehnlichen Frau am Empfang. Sie hatte schlammfarbene Haare und hatte sich wie ihre Kolleginnen vom Rauchertrupp wohl nicht viele Mahlzeiten entgehen lassen.

»Die Besuchszeit hat noch nicht begonnen«, sagte sie. »Erst um zehn.«

Er sah auf die Uhr. Halb zehn. Großartig. Er hatte die Strecke von St. Augustine nach Jacksonville in siebenunddreißig Minuten geschafft, seiner persönlichen Bestzeit, und sollte jetzt eine halbe Stunde warten, weil dieser farblose Pudding es wollte?

»Herrgott«, sagte er. »Ist das wirklich wichtig?«

Sie sah ihn abschätzig an. In den Ecken ihrer überdimensionierten Brillengläser standen goldfarbene Initialen. Nett. »Wir haben unsere Vorschriften«, sagte sie. »Sie können gerne warten.« Dann ließ sie ihn stehen.

Nach einem Blick durch die Eingangshalle ging er zu einem kleinen und absichtlich ungemütlichen Wartebereich in einer Nische, wo aus zwei Fernsehern an einander gegenüberliegenden Wänden verschiedene Nachrichten plärrten und alle Stühle frei waren. Er ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Warten lag ihm nicht. Tief atmen. Hinsetzen. Konzentrieren. Er konnte Elizabeth hören, wie sie sagte, er sei zu ungeduldig. Zu angespannt. Zu gestresst.

Als er sich gesetzt hatte, fing sein linkes Knie sofort an zu wippen, wie immer. Er versuchte gar nicht, es zu unterdrücken. Das lag am Restless-Legs-Syndrom, das hatte zumindest Elizabeth behauptet, nachdem sie einen Abend lang medizinische Websites gegoogelt und eine umfassende Liste von Carsons psychosomatischen Schwächen zusammengestellt hatte: Bruxismus – er knirschte nachts so fest und laut mit den Zähnen, dass er wie eine Kreissäge klang, behauptete sie. Fingertrommeln. Chronisches Seufzen. Übermäßiger Alkoholkonsum. Laut Elizabeth litt er unter jedem Symptom, Syndrom und jeder Fehlfunktion, die von Stress und Anspannung kommen konnten. Tja, scheiß drauf. Darum würde er sich später kümmern. Nachdem er diese andere Sache geregelt hatte.

Er zog sein Handy aus der Tasche und sah auf das Display. Zwei Anrufe in Abwesenheit von Christine Hughes. Einmal Pflicht, einmal Vergnügen, schätzte er.



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