Oracoli (German Edition) by Becks Thomas

Oracoli (German Edition) by Becks Thomas

Autor:Becks, Thomas [Becks, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Thomas Becks
veröffentlicht: 2012-09-03T22:00:00+00:00


Dank Schrauber hatte sie erneut Mut gefasst. Cora war überglücklich. Jetzt wollte sie auch den letzten Ganoven, der auf ihrer Liste stand, besuchen. Nun gefiel ihr plötzlich wieder die Rolle als Unternehmerin, die Geld versprach, das sie nicht hatte. Joschie lag auf dem Beifahrersitz, als sie den Dortmunder Stadtplan aufschlug und die Straße suchte, in der Bernd Sticht wohnte. »Die dritte rechts«, sagte sie gutgelaunt zu Joschie, der tief schlief. Dann, um 21 Uhr, erreichte sie endlich das Haus von Ariel. Cora ließ Joschie schlafen und begab sich zum Hauseingang. Sie drückte die einzige Klingel. Nach kurzer Zeit öffnete ein älterer Herr die Tür: Bernd Sticht alias Ariel war um die 80, er hatte lange, weiße Haare und einen schlanken Körper. Cora musste zwangsläufig an den Doc aus "Zurück in die Zukunft" denken. Hinter ihm erschien seine Frau Marietta, eine Italienerin. Marietta maß zirka 1 Meter 50, war ein wenig mollig und hatte silbergraues Haar. Beide trugen weiße Kittel und sahen wie ein Forscher-Ehepaar aus, das gemeinsam Experimente durchführte. Cora musste lächeln, als sie das Paar sah. Der Kochlöffel in Mariettas Linken verriet ihr aber, dass Marietta gerade kochte. Und Ariel, in dessen rechtem Auge eine verstaubte Lupe steckte, bestätigte nur Coras Liste; darin wurde Ariel als Geldwäscher und Experte für Edelsteine beschrieben. Der fantastische Geruch eines italienischen Gerichtes beschleunigte Coras Speichelfluss, sie bekam schon wieder Hunger. Die Aufregungen ihrer Rolle als werdende Chefin einer Gaunerbande hatten schneller als gewöhnlich ihre Kalorien verbrennen lassen. »Guten Abend, entschuldigen Sie die späte Störung. Mein Name ist Cora Lahn. – Lu schickt mich.«

»Ohahaha Lu, den gibt's noch? Ohahoho. Der alte Gauner ist nicht tot zu kriegen, nicht wahr? Und Sie schickt er, so, so.«

»Wer isse dasse, Bernino?« Ariel winkte nach hinten ab. »Ist für mich, Marie, ist 'ne Bekannte von Lu«, sagte er nach hinten, dann wieder zu Cora gewandt: »Kommen Sie … kommen Sie doch herein schöne Frau.« Cora folgte der Einladung und ging mit ihm ins Haus. Ariel führte Cora eine Treppe hinunter; er trug immer noch die Lupe in seinem rechten Auge, sie schien festgewachsen zu sein. Sie gingen durch den Kellerflur und betraten schließlich Ariels Heiligtum. In der Werkstatt standen etliche Schleifgeräte herum, neben ihnen lagen fertige sowie halbfertig geschliffene Edelsteine. Auf den Maschinen und Werkbänken befand sich eine dicke Staubschicht. Der Raum war durch eine Vielzahl von Neonröhren hell erleuchtet, Cora empfand ihn trotzdem als sehr behaglich. »Mach uns bitte Tee, Marietta«, rief Ariel durch die halboffene Tür. Er wusste, dass sich seine eifersüchtige Frau in Hörweite aufhielt. Ariel zog zwei Rollensessel aus einer Ecke und entfernte mit einem Handfeger den darauf liegenden Staub. Er musste dabei husten. »Bitte, gnädige Frau, nehmen Sie doch Platz.« Cora schmunzelte über den höflichen Ton, der bei den alten Ganoven - zumindest Frauen gegenüber - üblich zu sein schien. Dann musste sie an Ludwig denken, der nicht weniger höflich war. Cora begriff plötzlich ihr Glück, die Erpressung mit ausschließlich „ehrenwerten“ und gesitteten Ganoven planen und ausführen zu dürfen. Ludwig hätte ihr bestimmt nicht die Adressen von irgendwelchen Strolchen vermittelt.



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