Obelisk by Stephen Baxter

Obelisk by Stephen Baxter

Autor:Stephen Baxter [Baxter, Stephen]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction, Short Stories, Anthologie
ISBN: 9783641225230
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2019-03-10T23:00:00+00:00


United States Hellas Base, Mars. 9. November 1983.

Von Anfang an bekamen wir immer wieder Besuch von den Russen. Hin und wieder stattete einer von uns ihnen einen Gegenbesuch ab.

Wir tauschten Tipps in Bezug auf operative Fragen aus, und Alexei und ich und die anderen Wissenschaftler schufen unter der Hand einen gemeinsamen Datenpool. All das geschah bestenfalls halb offiziell. Aber am Ende war es die bloße Tatsache, dass wir alle Menschen waren, die uns vereinte; beide Basen zusammen brachten es nur auf gut vierzig menschliche Seelen, die hier oben auf dem Mars festsaßen, und wir brauchten Gesellschaft, ganz gleich, was daheim auf der Erde geschah.

Also sah ich an jenem Novembermorgen – jenem schrecklichen Morgen, wie sich herausstellen würde – Alexei und die anderen in den Rovern, die wir Marsokhods nannten, nach ihrer langen Reise von ihrer Basis, die wir Marsograd nannten und die tief in der ein Viertel des Planetenumfangs entfernten Spalte verborgen lag, die wir Voyager Valley nannten, über den Horizont rollen. Nur wenige von uns kannten die entsprechenden Bezeichnungen der Russen (oder konnten sie aussprechen). Aber wir bewunderten die unverwüstlichen Khods, die robuster als alles waren, was wir besaßen, obwohl unsere Fahrzeuge mit Methantreibstoff aus unserer Nasschemiefabrik fuhren, der wiederum besser war als alles, was sie besaßen.

Bei diesem speziellen Besuch kam Verity mit Alexei und den anderen zurück. Obwohl sie eine Veteranin des Kalten Krieges war, gehörte sie zu den häufigsten amerikanischen Besuchern in der Sowjet-Basis, und wenn man sie mit Alexei sah, wusste man auch, warum. Meine letzte Hoffnung, dass sie ihn als gottlosen Roten ablehnen würde, hatte sich in Luft aufgelöst, als sich herausstellte, dass seine Familie katholisch war.

So lagen die Dinge also. Ich war vierzig Jahre alt und verzehrte mich noch immer nach der Frau. Aber der Mars war kein Heilmittel dafür.

Die Ankunft eines Khods bei der tristen, halb im Sand begrabenen Ansammlung von Hütten, die wir Hell City nannten, war normalerweise Anlass für eine Party. Wie so ziemlich alles. Diesmal herrschte jedoch eine missmutige, angespannte Stimmung, und der Grund dafür war nicht schwer zu erraten. Oben auf diesem blauen Punkt am Himmel hatten die Spannungen zwischen den Streitkräften unserer jeweiligen Staaten ein Ausmaß erreicht wie zuletzt in der Kubakrise zwanzig Jahre zuvor – dank sowjetischer Gräueltaten in Afghanistan, dank der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten ihre Pershing-Mittelstreckenraketen über ganz Europa verteilt und unsere Fähigkeit zu einem Erstschlag dadurch erheblich gesteigert hatten, aber auch dank der zunehmenden Aufrüstung des Weltraums, eines Prozesses, an dem selbst wir auf dem Mars beteiligt waren. Nachdem Verity die Schleuse durchquert hatte, eilte sie zu ihrer Kabine, um ihren verschlüsselten Kommunikationskanal zu NORAD zu aktivieren und sich auf den neuesten Stand darüber bringen zu lassen, was zu Hause vorging.

Währenddessen bewirtete ich Alexei und die anderen in unserer Kombüse, dem einzigen Raum, der groß genug für uns alle war. Im Fernseher an der Wand lief gerade ein Eishockeyspiel, eine weitere sublimierte Konfrontation zwischen den USA und der UdSSR, eine Direktübertragung von der Erde für die Parteien auf beiden Seiten unserer ideologischen Demarkationslinie.

Alexei warf mir über seinen Kaffee hinweg einen Blick zu.



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