Nora Roberts by Töchter der See

Nora Roberts by Töchter der See

Autor:Töchter der See [Töchter der See]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-01T04:00:00+00:00


12. Kapitel

Sie hatte über eine Menge nachzudenken und brauchte Zeit. Shannon wußte, daB ihr Leben in Maggies Küche eine ganz neue Wendung genommen hatte.

Sie hatte Schwestern.

Die Verbindung ließ sich nicht länger leugnen, ebensowenig wie die überwältigenden Gefühle, die sie mit dieser Erkenntnis verband. Sie, ihre Familien, ihre Leben waren wichtig für sie. Wäre sie wieder in New York, dann blieben sie bestimmt brieflich, telefonisch und durch gelegentliche Besuche miteinander in Kontakt. Sie konnte sich sogar vorstellen, daß sie selbst alle paar Jahre für ein, zwei Wochen zurück ins Blackthorn Cottage kam.

Außerdem hatte sie ihre Bilder. Ihre erste Studie des Steinkreises hatte sie fertiggestellt. Als sie von der fertigen Leinwand zurückgetreten war, hatten die Kraft und Ausdrucksstärke, die reine Leidenschaft des Gemäldes sie verblüfft.

Nie zuvor hatte sie derart lebendig gemalt oder einen derart leidenschaftlichen Bezug zu einem ihrer Werke verspürt.

Und noch während die Farbe getrocknet war, hatte sie sich abermals ans Werk gemacht. Die Skizze, die sie von Brianna in ihrem Garten angefertigt hatte, war nun ein gedämpftes, beinahe fertiges Aquarell.

Sie hatte so viele Ideen, es gab so viele verschiedene Dinge, die es zu malen galt. Wie konnte sie dem schimmernden Licht widerstehen, den verschiedenen Schattierungen des Grüns, dem alten Mann mit dem dicken Knüppel, der seine Kühe über eine gewundene Straße trieb? Das alles, jedes Ding und jedes Gesicht, das sie sah, schrie danach, daß sie es mit ihrem Pinsel verewigte.

Es würde bestimmt nicht schaden, wenn sie ein, zwei Wochen länger blieb. Wenn sie einen Arbeitsurlaub machte, wie sie es sah, in dem sie eine Seite ihrer Kunst erforschte, die im Verlauf ihrer bisherigen Karriere weitestgehend ignoriert worden war.

Ihre finanzielle Unabhängigkeit war eine hervorragende Rechtfertigung für eine Verlängerung ihres Irlandaufenthalts. Wenn ihre Bedeutung für Ry-Tilghmanton nicht groß genug war, als daß man sie nach dem verlängerten Urlaub wieder mit offenen Armen empfing, dann sähe sie sich nach ihrer Rückkehr nach New York eben einfach nach einem anderen – besseren – Posten um.

Murphys Jacke über dem Arm, spazierte sie die Straße hinab. Sie hatte sie ihm bereits früher zurückgeben wollen, aber da sie während der letzten Tage in der Nähe von Blackthorn gearbeitet hatte, hatte sie schlicht und einfach keine Gelegenheit dazu gehabt. Und es wäre ihr feige erschienen, hätte sie Brianna oder Gray gebeten, das Kleidungsstück mitzunehmen, für den Fall, daß einer der beiden Murphy sah.

Während sie sich dem Wohnhaus näherte, dachte sie, daß er bestimmt auf einem seiner Felder oder in der Scheune war. Die Jacke mit einer kurzen Nachricht auf der Veranda zu hinterlegen erschien ihr als der einfachste Weg. Aber natürlich war er weder auf dem Feld noch in der Scheune, sondern, ganz wie es ihrem Glück in bezug auf ihn entsprach, auf dem Hof.

Als sie durch das Gartentor in die Einfahrt trat, schauten seine verkratzten, abgetragenen Stiefel unter dem jämmerlichen kleinen Wagen hervor.

»Leck mich.«

Sie riß die Augen auf, doch dann grinste sie vergnügt, als sich ein stetiger Strom einfallsreicher Flüche über sie ergoß.

»Verdammter Scheißdreck. Das Ding sitzt fest wie der Schwanz von 'nem läufigen Straßenköter in 'ner läufigen Hündin.



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