Nemesis (German Edition) by Teodoruk Arno

Nemesis (German Edition) by Teodoruk Arno

Autor:Teodoruk, Arno [Teodoruk, Arno]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-12T16:00:00+00:00


Berlin, 18.April , nachts

In der Nacht vom 18. auf den 19. April starben in Berlin noch weitere Menschen eines unnatürlichen und gewaltsamen Todes.

Der Stadtteil Grunewald gilt neben den Ortteilen Zehlendorf und Dahlem als eine der ruhigsten und vornehmsten Wohnlagen im Westen Berlins. Entsprechend hoch waren die Preise für Grundstücke und Häuser; und entsprechend hoch natürlich auch die Einbruchsstatistik.

Franz Gerber hatte sein Haus von seinen Eltern schuldenfrei geerbt. Als pensionierter Senatsbeamter der mittleren Laufbahn hätte er sich aus eigener Kraft sein Haus in der Achenbachstraße nicht leisten können. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Sigrid, einer ebenfalls pensionierten Krankenschwester führte er ein ruhiges und sorgenfreies Leben. Leider war die Ehe kinderlos geblieben.

Trotz seines sorglosen Lebens litt Gerber zurzeit an Schlaflosigkeit. Er wusste auch voran es lag, dass er nicht schlafen konnte. Leichtsinnigerweise hatte er seiner Frau vor zwei Wochen versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören. Geradezu leidenschaftlich hatte Gerber fünfunddreißig Jahre lang geraucht.

Und jetzt sollte Schluss sein. Hobbys, die ihn hätten anlenken können, hatte er nicht. Eine kleine Lösung seines derzeitigen Problems war, dass er wegen seiner Schlaflosigkeit im Erdgeschoss schlief, um seine Frau mit seiner Ruhelosigkeit nicht zu stören. Dies gab ihm wiederum die Möglichkeit, nachts, wenn seine Frau schlief, auf der Terrasse zu rauchen. Der einzige Zeuge seiner Untaten war Fritz, sein alter Schäferhundmischling. Und der schwieg.

Wohl fühlte sich Gerber nicht. Er hasste es, Sigrid zu hintergehen; aber er entschuldigte seine Schwäche damit, dass er seine Sucht langsam bewältigen wollte - nicht mit einem Schlag von heut` auf morgen.

So kam es, dass Franz Gerber in der Nacht des 18. April in Schlafanzug und Bademantel auf der Terrasse stand und die zweite Zigarette innerhalb der letzten halben Stunde rauchte. Fritz schnüffelte derweil an den Büschen, die rund um die Terrasse gepflanzt waren.

Von den Nachbarhäusern drangen weder Geräusche noch Lichter zu Gerber. Einzig das Haus seiner unmittelbaren Nachbarin, Frau Malfahrt, einer attraktiven Endvierzigerin, war noch beleuchtet; zumindest das Erdgeschoss. Aber die hatte ja auch Besuch. Die Malfahrt hatte das Haus vor gut sechs Jahren gekauft. Erst misstrauisch beäugt von der weiblichen Nachbarschaft, dann aber als Inhaberin eines Frisörsalons in Steglitz geschätzt, war sie mittlerweile ein angesehenes Mitglied der Straßengemeinde.

Gerber löschte die Zigarette am Rand der Terrasse und wollte den Stummel gerade mittels einer bereitliegenden kleinen Gartenschaufel unter einem Busch beerdigen, als Fritz sich aufrichtete und zu knurren begann.

Gerber wollte beruhigend auf den Hund einsprechen, als mit einem infernalischen Splittern die Terrassentürscheiben des Hauses Malfahrt barsten, eine dunkle Gestalt durch die Öffnung auf die Terrasse stürzte, dort auf dem Bauch liegen blieb und gleichzeitig die Alarmsirene des Nachbarhauses losheulte.

Gerber blickte starr auf das Nachbargrundstück. Durch die leere Türöffnung war ein Mann getreten, ging auf die am Boden liegende Gestalt zu und beugte sich über sie. Dann wandte sich die Gestalt schnell ab und verschwand im Haus. Kurze Zeit später hörte Gerber den Motor eines Autos, das sich mit hoher Motordrehzahl durch die Achenbachstraße entfernte.

Drei Minuten, nachdem die Alarmanlage ausgelöst worden war, erstarb die Sirene, nur das optische Signal blinkte weiter durch die Nacht.

Gerber stand immer noch starr auf der Terrasse, den Zigarettenstummel in der Hand.



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