Mutmassungen über Jakob by Uwe Johnson

Mutmassungen über Jakob by Uwe Johnson

Autor:Uwe Johnson [Johnson, Uwe]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2023-01-12T00:00:00+00:00


»Sitzenbleiben« sagte Jakob. Jonas’ Kopf fuhr auf, er suchte Jakobs Blick.

wie den Regen

Zusammen mit Jakobs Achselzucken kam das verdrossene Nicken von Herrn Rohlfs, das vorwegnahm was Jakob sagte in der halben Wendung zu ihm ohne ihn ansehen zu wollen. Denn in diesem Moment mag Jakob begriffen haben wie es für Cresspahl aussah. Alle Zeit des Gespräches stand Cresspahl reglos vorgebeugt auf seine Ellbogen gestützt über dem Stuhlrücken, an dem seiner Tochter Kopf lehnte, er hielt mit einer Hand das Gelenk der anderen in eigentümlichem Klammergriff umschlossen: zwei Finger lagen auf dem Ärmelrand in weitem Abstand ausgestreckt als brauchten sie sich nur zu krümmen und hätten schon etwas Längliches unter der Manschette hervor in die Wölbung der Innenhand geschoben; er hielt den Kopf gesenkt und schien Gesines Hände in ihrem Schoss zu betrachten, aber Jakobs Gefühl erwartete immer dass Cresspahl mit einem einzigen Kopfheben niemand anders in seinen Blick holen werde als Herrn Rohlfs: so sah es für Cresspahl aus. (Und warum hat Jakob Gesine mit Jonas an den Strand geschickt und Cresspahl die Tür abschliessen lassen hinter ihnen und dann gerade vor Cresspahl angefangen zu sagen »du, Cresspahl …« und zu erzählen vom vorigen Donnerstag an? oder vielmehr: er sagte nichts, er legte den Revolver auf den Tisch und liess Cresspahl ihn ansehen und begreifen dass die Umstände (die Sseitn) nun gediehen waren bis zu diesem kostbaren Stück Stahl, diesem Meisterwerke der französischen Feinmechanik, von dem aus es nicht weiterging und dem nicht auszuweichen war, da hatte Jakob nur noch zu erklären dass Herr Rohlfs ihm aber die Hand gegeben hatte. Wollte er endlich einen Mitwisser und nicht mehr gänzlich für alles aufkommen müssen mit seinem einsamen Urteil? oder hielt er seine Meinung nicht für die einzige Zuständigkeit?) Cresspahl hatte neben ihm auf der Seite gelegen gewaltig aufgewälzt, er liess das Ding zwischen Daumen und Zeigefinger drehen wirbeln schaukeln, »ja«: sagte er, wenn Jakob eine Sache zu Ende erklärt hatte, »Ja« in einer umsichtigen arbeitsamen Art, die jedes Stück der Neuigkeiten allseits umwandte und prüfte und weglegte an den zugehörigen Ort als ordne er das Gehörte Stück für Stück in die Fächer seines siebentürigen Schrankes. Aber wenn Jakob weitersprach, hob Cresspahl den Kopf und besichtigte ihn trüben schwermütigen Blickes, gedankenreich plötzlich aufstöhnend fügte er ein und legte sich zurück auf der Couch: »Wo geen sie mit den Menschen um«. Jakob blickte auf. Cresspahl lag da mit über der Brust verschlungenen Händen, aus seinem aufgetürmten Kopf starrte er gegen die Zimmerdecke, atmete erbittert vor sich hin. Da war es schon dunkel vor den Fenstern. Sie schwiegen. Hiervon war ja nicht die Rede gewesen. Nämlich wenn Herr Rohlfs sicheres Geleit und ungehinderte Entscheidung versprochen hatte, so war in Jakobs Antwort nur die Frage vorgekommen nach der Bewirtung (»Ihr könnt auch Abendbrot haben, und was für Schnaps trinkst du denn am liebsten«), darin war für beide enthalten dass sieben bewaffnete Spaziergänger ausreichten für die Ecken von Cresspahls Haus und dass Herr Rohlfs in einem einzigen Zugreifen die Lampe ausschalten konnte und dass beim



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