Munk by Weiler Jan

Autor:Weiler, Jan [Weiler, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2024-09-18T00:00:00+00:00

Und es funktionierte ganz rasch. Claudia wurde schwanger. Den richtigen Moment abzupassen, um es ihm zu sagen, war aber nicht so einfach, denn als sie es erfuhr, war er gerade in China. Er verhandelte dort über ein großes Projekt, dann über ein weiteres in Taiwan und er musste danach noch nach Tokio, um dort an einem internationalen Kongress teilzunehmen. Fast vier Wochen war er fort. Und in dieser Zeit erfuhr sie den Grund für ihre ausbleibende Periode, glühte vor Glück und malte sich aus, dass er sich dann doch unendlich freuen würde.

Claudia begann damit, den Wohnungsmarkt in Freiburg nach geeigneten Häusern abzusuchen, auch wenn sie wusste, dass Munk ein Heim für sie und den kleinen Felix bauen würde. Der Name war nicht verhandelbar. Geschlecht auch nicht. Und auch nicht, dass Felix auf eine Montessori-Schule gehen würde. Man musste den Kindern die Freiheit gewähren, ihre Bildung selbstbestimmt zu erlangen.

Und natürlich werde man zukünftig vegetarisch leben. Und Hühner halten. Für Claudia bahnte sich der Start eines Lebens-Projektes an, auch wenn sie mit großer Missbilligung feststellen musste, dass ein Kinderwagen von Silver Cross ein Vermögen kostete. Was wiederum für Munk kein Problem darstellen würde. Ob man vor der Geburt heiraten sollte? Aber nicht mit einem dicken Bauch. Das gab Gerede und außerdem sah sie sich nur in Bestform im Hochzeitskleid.

Das alles und viel mehr besprach sie mit Almut, trank Gemüsesäfte und spürte dem angekündigten Leben in ihrem Körper nach. Es war, als habe sie zu ihrer Bestimmung gefunden. Der Termin der Entbindung lag kurz nach ihrem dreiunddreißigsten Geburtstag, also absolut tolerabel, wie sie nun fand. Sie telefonierte öfter mit Munk, sie schickten sich auch Nachrichten. Aber sie erwähnte die Schwangerschaft nicht, weil sie dann gewollt hätte, dass er die Reise wegen dieser einschneidenden Neuigkeit abbrach. Sie war sich nicht sicher, dass er das tun würde. Sie wollte nicht von ihm enttäuscht werden. Also plante sie eine große Inszenierung, sobald er wieder da war. Für drei decken. Einen Schnuller auf seinem Kissen platzieren. Seine Hand auf ihren Bauch legen und ihn raten lassen, wie es ihr ging. Sie verlor sich in bezaubernden Vorstellungen und entschied, dass er bis zu seiner Rückkehr nichts erfahren solle.

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