Mondpilze (German Edition) by Weber Martin

Mondpilze (German Edition) by Weber Martin

Autor:Weber, Martin [Weber, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-22T23:00:00+00:00


Die Kolonie

Er konnte sich nicht bewegen. Der Schrecken steckte in seinen Knochen und lähmte ihn. Es waren aber weder dunkle Ohnmacht noch schemenhafte Lebenserinnerungen, deren Aufflackern vor dem geistigen Auge lebensbedrohlichen Extremsituationen zugeschrieben wird, sondern der klare, pragmatische Gedanke, sich totzustellen. So, wie man es tun sollte, wenn man beim Wandern durch nordamerikanische Wälder unvermittelt auf einen Grizzlybären trifft und keine Waffe dabei hat. Alex saß regungslos unter dem Baum, lehnte mit dem Rücken gegen den Stamm und schloss die Augen. Seine Atmung war schnell und flach, sein Herz raste. Er wartete darauf, dass das riesige Wildschwein nähertreten und ihn beschnüffeln würde. Weiter wagten sich seine Gedanken nicht vor.

Er wartete. Es geschah vorerst nichts. Der Baum über ihm war hoch, sein Stamm war breit und wies im unteren Bereich keine Äste auf, die es Alex ermöglicht hätten, daran hinaufzuklettern. Auch die anderen Bäume in der näheren Umgebung boten ihm mit ihren nackten, astlosen Stämmen, die aus dem Dickicht emporragten, keine Klettermöglichkeiten. Weglaufen war zwecklos. Nicht bloß, weil sein Fuß geschwollen war und er nur hinkend gehen konnte, sondern weil das Tier bestimmt schneller wäre. Alex hielt die Augen geschlossen und wartete weiter. Er spürte, wie kalter Schweiß seine Stirn nässte. Mit aller Kraft seiner Gedanken versuchte er, seine innere Angst nicht in Panik ausartenzulassen. Würde er sich bewegen oder schreien, wäre dies sein sicheres Ende, dessen war er sich sicher. Das Tier würde sich aufgeschreckt auf ihn stürzen und ihn zerfleischen.

Nach einer Weile begann er zu zählen. Er wusste nicht, weshalb. Es geschah automatisch. Innerlich zählte er im Sekundentakt die Zeit. Zuerst eine Minute, dann zwei, dann drei. Nichts regte sich. Lediglich das leise Schnauben des riesigen Ungetüms war zu vernehmen. Als er bei fünf Minuten angelangt war, öffnete er die Augen. Das Wildschwein stand noch immer an der gleichen Stelle, einige Meter entfernt, bewegte langsam sein Haupt und starrte ihn unentwegt an. Er schaute weg und senkte seinen Blick zu Boden. Aus Angst, das Tier könnte aggressiv werden, traute er sich nicht, es anzusehen. Angespannt und regungslos ließ er weitere Zeit verstreichen. Sekunden und Minuten. Nichts. Weder trat das Ungeheuer näher und beschnupperte ihn neugierig, noch zog es desinteressiert davon, sondern blieb dort stehen, wo es schon gestanden hatte, als Alex es erblickt hatte.

Er war verwirrt. Trieb es ein Spiel mit ihm? Wartete es darauf, dass er aufstand und zu fliehen versuchte, um sich mit fletschenden Zähnen hungrig auf ihn zu stürzen? Würde es verschwinden, wenn er einfach sitzen bliebe? Und wie lange würde dies dauern? Vielleicht hatte das Tier gerade gefressen und blieb ruhig, weil es satt war. Wenn er zu lange wartete, würde das Biest früher oder später über ihn herfallen.

Nach einer Weile löste er sich aus seiner gebückten Haltung und richtete seinen Oberkörper langsam auf. Zögerlich winkelte er die Beine zum Schneidersitz an. Aus den Augenwinkeln beobachtete er das Riesenwildschwein, das sich nicht von der Stelle rührte. Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen, holte tief Luft und stand behutsam auf.

Er stützte sich mit der rechten



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