Mein Weg by Heino
Autor:Heino [Heino]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2015-04-21T16:00:00+00:00
Aus der eigenen Show gekickt
Eine Geschichte, die ich eigentlich gar nicht gerne erzählen möchte, handelt davon, wie sehr man in der Showbranche aufpassen muss und wie wenig man Menschen vertrauen kann – selbst wenn sie langjährige Geschäftspartner sind. Die Musikbranche gleicht einem Haifischbecken, und man sollte immer auf der Hut sein.
1991 hatte ich ein sehr verlockendes Angebot vom Fernsehsender Sat.1 bekommen. Man bot mir eine eigene Sendung an mit dem Titel Hallo Heino, eine Volksmusiksendung mit Hits und viel Humor, die ich selbst moderieren sollte. Zwei Jahre lang sollten insgesamt zweiundfünfzig Folgen zu je 45 Minuten produziert werden. Da ich neue Herausforderungen liebe, sagte ich zu, obwohl ich vorher noch nie moderiert hatte. Doch ich war fleißig und arbeitete mich schnell in das für mich neue Format ein. Das Publikum war begeistert, wir hatten Topquoten, die jedes Mal über vier Millionen Zuschauern lagen – und das, obwohl die Quoten damals nur in den alten Bundesländern erhoben wurden und noch nicht jeder Sat.1 empfangen konnte. Der Sender war zufrieden, und ich war es auch.
Fernsehen war aber nicht alles: Daneben nahm ich natürlich auch weiterhin Platten auf, unter anderem ein Duett mit der Punk-Queen Nina Hagen. Es war eine ziemlich schrille Produktion, die mich damals in ganz neue Sphären katapultierte. Mein Publikum war plötzlich viel jünger, Szenemagazine berichteten auf einmal über Nina und mich als Duett: »Nina und der Kuss der Haselnuss!«
Es lief wirklich super für mich, wir drehten eine Folge von Hallo Heino nach der anderen, bis mir eines Morgens fast mein Frühstücksbrötchen im Hals stecken blieb, als ich die Zeitung aufschlug. Hans R. Beierlein, der zu dieser Zeit mein PR-Berater und natürlich ein enger Vertrauter war, hatte eine Pressemitteilung an die Medien geschickt. Sinngemäß stand darin, dass meine Sendung nach zwölf Folgen abgesetzt würde. Beierlein wollte offenbar auf dem Sendeplatz seine Goldene Hitparade der Volksmusik mit der Moderatorin Ramona Leiß etablieren, obwohl diese Sendung eine schlechtere Quote als Hallo Heino hatte. Das war eine ziemlich linke Nummer, zumal ich davon aus der Zeitung erfahren musste. Ich war total enttäuscht, andererseits überraschte es mich sehr, dass Beierlein den Mut aufgebracht hatte, eine Pressemitteilung rauszugeben und alle vor vollendete Tatsachen zu stellen. Niemand vom Sender hatte mit mir darüber gesprochen – und mit Beierlein offenbar auch nicht. Er hatte das von sich aus beschlossen und ohne weitere Rücksprache einfach kommuniziert. Die Zeitungen druckten das, und somit begannen die Diskussionen. Ich marschierte sofort zum Unterhaltungschef und sagte ihm, dass ich darauf bestehen würde, meine vereinbarte Gage aus dem Vertrag zu erhalten.
Mir wurde schnell klar, warum mich Beierlein abschießen wollte: Ich war zur Konkurrenz für ihn geworden. Er war damals der große Guru der Volksmusiksendungen. Und dann kam ich als Sänger und Pionier der Volksmusik und hatte mit Hallo Heino eine tolle Quote. Da er bestens vernetzt war und sich auch mit der Geschäftsleitung des Fernsehsenders gut verstand, schaffte er es mühelos, sich durchzusetzen.
Dennoch gab ich nicht auf. Warum sollte ich auch? Mit meinen Quoten konnte ich mich schließlich sehen lassen, außerdem hatte ich einen Vertrag.
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