»Wir haben uns verzweifelt geliebt«: Elizabeth Taylor und Richard Burton (German Edition) by Christa Maerker

»Wir haben uns verzweifelt geliebt«: Elizabeth Taylor und Richard Burton (German Edition) by Christa Maerker

Autor:Christa Maerker
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Belletristik
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2011-10-27T17:00:00+00:00


Hamlet am Broadway

So war der Plan, die Realität ist anders. Am Flughafen in Toronto fängt es an, vor ihrem Hotel geht es weiter: Menschentrauben, jubelnde Fans, aber auch kritische Demonstrationen. Ein unverheiratetes Paar in ihrem Land? Elizabeth ist für sie der Mittelpunkt. Nur einmal wollen sie sich selbst überzeugen, ob die Augen blau oder violett sind. Vor dem Hotelzimmer steht ein bewaffneter Bodyguard. Die Hunde werden auf dem Hoteldach ausgeführt. John Gielgud, der Regisseur, bedauert sie und bewundert gleichzeitig die Ruhe der beiden. Es ist schwer, sich mit ihnen zu verabreden. Aber Elizabeth lädt das ganze Ensemble immer mal wieder in die Royal Suite ein: Drinks oder Dinner oder Snacks und immer wieder Drinks. Sie wirkt bescheiden, zurückhaltend, freundlich und hört begeistert den Geschichten vom Theater zu: Ralph Richardson über Barrymore, Richard über Olivier, beide über Brando, der auch auf die Bühne gehört hätte, aber nach den ersten Filmerfolgen den Mut nicht mehr findet. Nie wieder. Anders als Richard, obwohl auch er vor Ängsten schlottert und Panik hat, den Text nicht zu beherrschen. »Wenn ich da hinaus auf die Bühne gehe, bekämpfe ich die ganze Welt.«175

Elizabeth, die ihm ja geraten hatte, auf die Bühne zurückzukehren, wird zur Lehrerin, die ihm Mut macht. Er solle doch bei Interviews nicht sein halbes Gesicht hinter der Hand verstecken, sagt sie. Richard möchte seine tiefsten Aknekrater verdecken, sie findet, dass nur die Wahrheit zählt. »Mein pickliger Waliser« nennt sie ihn. Es hilft. Richard wird selbstbewusster. Er lernt, erhobenen Hauptes durch die Fanmengen zu gehen, und beobachtet, wie sie zwischen ihrem öffentlichen und ihrem privaten Image unterscheidet und vor der Tür zu einer anderen wird als im Schutz eines Hotels oder Restaurants, einer Limousine oder des Filmstudios. Draußen ist es, als trüge sie einen Schleier.

Gielgud ist begeistert von den beiden und schreibt darüber seinem Freund. Er kann auch gleich noch von einem weiteren Skandal berichten. In Amerika ist der Kongressabgeordnete von Ohio wild entschlossen, Richard das Visum für die Staaten zu verweigern. Wegen seiner Verdorbenheit, wie es heißt. Genau wie später bei John Lennon. Ein Wichtigtuer, der ein bisschen glänzen will wie das Objekt seiner Empörung, und der keinen Erfolg hat. »Hamlet« wird am Broadway laufen. Aber eine Weile sind ein paar Nerven blank, nur nicht Richards, dem »Frank Sinatra von Shakespeare«, wie Elizabeth ihn manchmal nennt.

Aber ihr Sinatra leidet unter frühem Lampenfieber. Er findet, er sei zu sehr aus der Übung, trinkt inzwischen noch mehr und traut sich nicht zu, das Publikum drei Stunden fesseln zu können. Ohne Texthänger, ohne Blackouts. Und so klingelt eines Tages das Telefon von Philip Burton. Zwei Jahre hatte es Funkstille zwischen Vater und Sohn gegeben, unter der der ältere Burton sehr litt. Richard hatte ihm seine moralischen Maßregelungen nicht verzeihen können. Zuerst spricht Elizabeth mit Philip, dann Richard selbst. Ob er nicht zum Nachhilfeunterricht kommen könne. Aber ja. Philip erzählt Sybil, mit der er sehr eng befreundet ist, von seinem Entschluss: »Natürlich musst du reisen, er braucht dich«176, sagt sie – und wird zu Recht bewundert.

In Toronto trifft Philip zuerst Richard – ohne Peinlichkeiten, ohne Beteuerungen.



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