Maria und der Patriot by Hans-Werner Honert

Maria und der Patriot by Hans-Werner Honert

Autor:Hans-Werner Honert [Honert, Hans-Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Das Neue Berlin
veröffentlicht: 2017-03-08T23:00:00+00:00


VATER UND TOCHTER

Der Pick-up kommt die schmale Schneise zwischen den Büschen herauf, fährt am Haus vorbei und hält neben dem kleinen Schuppen, der unter einem Windrad steht. Fritz und Susi springen freudig erregt um das Auto herum. Klaus Kabuuo steigt aus und krault die Doggen liebevoll. Der Beifahrer, ein alter Mann, dem die Jahre den Rücken gekrümmt haben, öffnet die Klappe der Ladefläche. Maria steht am Fenster. Anna geht zum Tisch und gießt Milch aus der Kanne in einen Topf. Die Routine, mit der sie es tut, nimmt Maria die Unruhe, die plötzlich wieder in ihr aufkommt.

»Er bringt mit Ben das Wild in den Kühlraum«, hört sie Anna sagen.

Maria sieht, wie ihr Vater und Ben zwei Tierleiber vom Pick-up ziehen und in den Schuppen tragen.

»Springböcke«, sagt Anna, greift sich eine Schüssel und geht nach draußen.

Maria beobachtet, wie Anna auf die beiden Männer zugeht und mit ihnen spricht. Ihr Vater legt blutiges Fleisch in die Schüssel, die Anna ihm hinhält. Dann kommt der Alte mit Anna zurück zum Haus. Marias Vater bleibt beim Pick-up. Sie kann nicht erkennen, was er von der Ladefläche nimmt und den ungeduldig wartenden Doggen hinwirft.

Anna und Ben betreten die Küche. Ben verharrt einen Moment vor Maria. Er sieht sie skeptisch an, wischt sich mit einem großen weißen Taschentuch das schweißnasse Gesicht ab, geht zum Tisch, setzt sich und sagt: »Du bist also Maria.«

»Guten Tag«, antwortet Maria zurückhaltend.

»Klaus will allein mit dir reden«, unterbricht Anna, die in der Tür stehen geblieben ist, die beiden.

Maria schaut zu dem Alten hinüber, in dessen Gesicht sich keine Regung zeigt. Sie geht an Anna vorbei nach draußen. Als sie die Tür hinter sich schließt, hat sie den Eindruck, als würden ihr die Beine den Dienst versagen. Nach dem ersten Schritt stolpert sie fast. Sie atmet tief ein und wartet einen Augenblick. Ihr Vater verriegelt gerade die Klappe der Ladefläche des Pick-ups, dann kommt er auf sie zu. Maria verharrt wie angewurzelt.

Ihr Vater bleibt einige Schritte vor ihr stehen und schaut auf seine blutigen Hände: »Ich kann Ihnen leider nicht die Hand geben«, sagt er bedauernd.

Marias Mund ist wie ausgetrocknet, es fällt ihr schwer zu sprechen.

»Entschuldigen Sie, ich habe mich benommen …« Maria sucht nach einem passenden Wort.

Ihr Vater unterbricht sie: »Lassen wir das Theater. Wer schickt Sie?«

Die Frage verschlägt Maria gänzlich die Sprache.

»Es ist nicht einfach, eine Tochter zu haben, die man überhaupt nicht kennt.« Der musternde Blick ihres Vaters trifft sie wie eine kalte Dusche. Bevor sie auf seine Worte reagieren kann, fährt er fort: »Sie sind im Vorteil. Über mich hat man Ihnen bestimmt bereits einiges erzählt.«

Das »Ja« mit dem Maria ihm antwortet, ist kaum zu hören.

»Gehen wir ein Stück?«, fordert er sie auf.

Maria nimmt alle ihre Kräfte zusammen. Nach den ersten Schritten spürt sie, wie ihr Körper wieder auflebt. Sie marschiert so energisch los, dass ihr Vater Mühe hat, mir ihr Schritt zu halten.

»Und was wissen Sie über mich?«

»Wenn Sie auf meine Mutter anspielen, muss ich Sie enttäuschen. Die hat mir nur erzählt, dass Sie sie betrogen haben.«

»Das ist die Wahrheit.



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