Mafia by Jo Durden Smith

Mafia by Jo Durden Smith

Autor:Jo Durden Smith
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arcturus Digital Limited


Der erste große Mafiakrieg

Die potenziellen Erträge waren also riesig. Nach Lucianos Tod lieferten sich die sizilianischen Familien deshalb üble Auseinandersetzungen, die sich zum Krieg zwischen der neuen und der alten Schule entwickelten. Die „neuen“ Mafiosi, darunter Luciano Liggio, wurden dabei möglicherweise von amerikanischen Gangstern beeinflusst. Aufgrund des Drucks, den die Sonderkommission von Senator Estes Kefauver auf sie ausübte, waren diese nach Sizilien heimgekehrt. Diese Sonderkommission hatte Anfang 1950 die Existenz des Nationalen Verbrechersyndikats festgestellt und ging gegen dieses vor. Die Rückkehrer brachten nicht nur neue Methoden zur Unternehmensführung mit, sondern auch Erfahrung in der Bandenkriegsführung. Die Sizilianer lernten schnell.

Ein Teil des Machtkampfs war gebietsbezogen. Die Grundsätze, nach denen die sizilianische Kommission errichtet worden war, wiesen kleine Unterschiede zu ihrem amerikanischen Gegenstück auf. Dazu muss erklärt werden, dass das Wort „Gebiet“ in New York bildlich gebraucht wurde. Das Müllentsorgungsgeschäft wurde beispielsweise als das „Gebiet“ der Familien Gambino und Lucchese angesehen, während die Docks den Genoveses „gehörten“. In Sizilien war die Aufteilung geographisch, bezog sich also auf bestimmte Städte, Orte oder Stadtteile von Palermo. Es gab regionale Kommissionen, die jeder „Provinz“ vorstanden, also dem Gebiet von jeweils drei Familien. Diese entsandten im Gegenzug Vertreter in die zentrale Cupola.

Theoretisch hätte das funktionieren müssen, denn schließlich war die Mafia in erster Linie ein Kartell, ein Zusammenschluss von Erzeugern der „Ware“ Schutzgeschäft. So gesehen war die Aufgabe der Kommission relativ einfach: jeden einzelnen „Erzeuger“ zu steuern und die Konkurrenz durch Außenstehende zu beschränken. Aber damit gab es etliche Probleme. Zunächst waren die individuellen „Erzeuger“ keine beständigen Organisationen. Luciano Liggio hatte zwar die Corleonesi zu einer treibenden Kraft entwickelt, war aber immer noch damit beschäftigt, die Konkurrenz im eigenen Gebiet in Schach zu halten. Zweitens bestand keine Chancengleichheit, was durch den Bauboom und das neue Drogengeschäft der Mafia weiter verstärkt wurde. Die Cinisi-Familie unter der Führung von Cesare Manzella und seinem Stellvertreter Gaetano Badalamenti etwa konzentrierten sich auf eine Stadt am Meer in der Nähe des Flughafens Palermo. Der Flughafen gehörte zu ihrem Gebiet und bot Gelegenheit für den Schmuggel aller erdenklichen Waren. Die Familie von Angelo und Salvatore Barbera hatte derweil volle Kontrolle über das Neubaugeschäft in einem Teil Palermos. Den Gewinn konnte sie in das neue und so bedeutsame Heroingeschäft stecken.

Des Weiteren gingen Geschäfte zwischen den Familien schief, Investitionen zahlten sich nicht aus, und es herrschte eine Atmosphäre unterschwelligen Misstrauens. Daraus ergaben sich immer mehr Bestrafungsmorde mit darauf folgenden Rachemorden: die Vendettas. 1962 und Anfang 1963 wurden die Chefs dreier Familien aus Palermo ermordet, darunter Cesare Manzella und Salvatore Barbera. Angelo Barbera, der nach Mailand flüchtete, wurde schwer verwundet. Schließlich lief ein Angriff auf die Greco-Familie – geführt von Salvatore „kleiner Vogel“ Greco, dem Chef der Cupola – völlig schief. Eine Autobombe, die vor dem Haus eines führenden Greco-Mannes deponiert wurde, explodierte bei der Überprüfung; sieben Soldaten und Polizisten starben.

Nun gingen die Behörden massiv gegen die Mafia vor. Verhaftungen liefen auf der ganzen Insel. Totò Riina wurde Ende 1963 gefasst, vier Monate später war Luciano Liggio dran. Das polizeiliche Vorgehen war so intensiv, dass die Cupola suspendiert und viele Einzelfamilien aufgelöst wurden.



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