Lieb mich, wenn du kannst by Maja Keaton

Lieb mich, wenn du kannst by Maja Keaton

Autor:Maja Keaton [Keaton, Maja]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
veröffentlicht: 2014-06-24T22:00:00+00:00


9 Wie man die Probleme der anderen löst, ohne sich selbst zu verlieren

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal froh sein würde, wenn die Gülle ausgefahren werden musste. Mein Vater setzte Luca auf den Traktor und fuhr mit dem begeistert jubelnden Jungen aufs Feld. Meine Mutter hatte ein Paar alte Gummistiefel und eine uralte Matschhose von mir ausgegraben und ihm angezogen. Jetzt spielte er Bauer, und Jo und ich konnten ungestört reden.

Nachdem ich Jackie, die vermutlich wieder nur sinnlos jammern wollte, weggedrückt und mein Handy ausgeschaltet hatte, kletterten wir auf das Gatter der Kuhweide. Keiner von uns beiden wusste so recht, wie er beginnen sollte und wir ließen eine Weile unsere Blicke über die Weide und die dahinter liegenden Felder schweifen. Schließlich beschloss ich, das Thema beim Schopf zu packen. Sentimentalitäten und Zauderei brachten uns in dem Fall nicht weiter.

„Seit wann weißt du, wie schlimm es um sie steht?“, fragte ich ihn geradeheraus.

Jo war deutlich anzumerken, dass ihm der Ernst der Lage ebenfalls bewusst war. Vielleicht mehr noch als mir und auch er war jetzt vollkommen offen. „Seit sie mit diesem Hamster bei mir war, habe ich befürchtet, dass sie ernsthaft krank ist. Wegen der ganzen Farbe, die sie sich immer ins Gesicht schmiert, bin ich erst nicht auf Darmprobleme gekommen. Aber ich habe nichts gesagt, obwohl ich die ganze Zeit auf Leukämie tippte. Es hätte auch sein können, dass sie magersüchtig ist. So gut kennen wir uns schließlich nicht. Gestern Mittag, nach dem Theater mit dem Makler, erwischte ich sie ungeschminkt. Da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass sie was am Darm haben könnte. Seit gestern Abend, als sie sich im Kino neben mir krümmte, war es mir im Grunde klar. Sie wich mir aus und wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus, aber ich hab sie ins Auto gesetzt und hingefahren.“

„Und seit wann genau weißt du, wie ernst es ist?“ Ich schlug nach einer Fliege, die meine Nase umschwirrte.

„Im Krankenhaus hat sie es mir verraten. Aber nicht, um mich zu informieren, sondern damit ich sie so schnell wie möglich nach Hause bringe. Aber erstens hielt ich eine zweite Meinung für angebracht. Leider erwies sich Martinas Zustand als wesentlich dramatischer, als sie zugibt.“

„Oder wahrhaben will.“ Ich entschied mich dagegen, Jo anzuschnauzen, weil er mich gestern Abend hätte informieren können.

Nachdem er die verdammte Fliege, die mich einfach nicht in Ruhe lassen wollte, mit einem Hieb verscheucht hatte, fuhr er fort: „Zweitens kann sie sich in dem Zustand nicht um das Kind kümmern. Das ist fahrlässig.“

„Zu mir sagte sie, ein paar Monate hätte sie. Sobald sie zu Hause wäre, würde sie sich darum kümmern, wo Luca“, ich räusperte mich, da mir das Sprechen schwer fiel „also, wo der Junge nach ihrem Tod lebt.“

„Die Frau ist wahnsinnig.“

Da musste ich ihm zustimmen. „Ich verstehe nicht, wie jemand so lange die Augen vor der Realität verschließen kann. Zumal nicht nur ihr eigenes Leben davon abhängt.“

Jos Augenbraue, an die ich mich fast schon gewöhnt hatte und die mir nur noch in Situationen wie dieser auffiel, rutschte ihm auf die langen Wimpern.



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