Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) by Schröder Rainer M

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) by Schröder Rainer M

Autor:Schröder, Rainer M. [Schröder, Rainer M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-08-26T22:00:00+00:00


28

Niedergeschlagen kehrte Kendira in die Lichtburg zurück und begab sich in den Dorm. Was sie mit dem Rest der mittäglichen Rekreation anfangen sollte, wusste sie noch nicht. Vielleicht sich einfach mit ihrem Tablet aufs Bett schmeißen und sich von irgendeinem Spiel ablenken lassen.

Es war still im Alpha-Dorm, so wie es die Vorschriften verlangten. Nur Fay und drei andere Mädchen hielten sich im kühlen Schlafsaal auf. Sie lagen auf ihren Betten und dösten.

Als Kendira jedoch durch den Mittelgang zwischen den Säulen ging und sich nach rechts wandte, wo sich ihr Spind und ihr Bett nahe der westlichen Fensterfront befanden, bemerkte sie, dass sich noch jemand hierher zurückgezogen hatte.

Ihre Freundin Nekia saß im Schneidersitz auf der breiten und gut metertiefen Fensterbank vor dem hohen Rundbogenfenster. Gedankenverloren schaute sie hinaus. Dabei spielte sie mit einer kurzen Locke ihres rabenschwarzen Haars.

Kendira ging zu ihr. »Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?«

Nekia schüttelte den Kopf.

Mit einer kraftvollen Bewegung zog sich Kendira zu ihr hinauf auf die Fensterbank und gab einen schweren Stoßseufzer von sich. Die in ihr angestaute Frustration drängte danach, sich Luft zu machen. »Was für ein beschissener Tag! Und das ausgerechnet heute, wo wir Lichtmesse haben!«

»Was ist denn passiert?«

Kendira verzog das Gesicht. »Die Tube ist ausgefallen.«

Nekia machte ein verblüfftes Gesicht. »Wie, die Tube ist ausgefallen? Welche Röhre meinst du denn? Die ganz oben, wo du deine Token meistens einlöst?«

»Nein, alle zwölf sind betroffen. In der Tube geht vorläufig nichts mehr. Völliger Systemzusammenbruch.«

»Das ganze System ist zusammengebrochen?«, wiederholte Nekia ungläubig.

»Ja, Crash auf ganzer Linie.«

»Aber das hat es doch noch nie gegeben!«

»Ja, noch nie, bis heute.« Kendira verzog das Gesicht. »Und wieso musste das ausgerechnet mitten in meinem liebsten Ride passieren, der mich über den beschissenen Vormittag hinwegtrösten sollte?«

Nekia sah sie mit gefurchter Stirn an. »Über was musstest du dich denn hinwegtrösten?«

»Na, über meine miesen Ergebnisse heute Vormittag bei meinen beiden Solo Runs«, sagte Kendira und sah etwas verlegen drein. »Wie ein blutiger Anfänger habe ich ersten Solo Run verhauen und mit dem zweiten habe ich mir wahrlich auch keine Lorbeeren verdient. Es war eine echte Katastrophe. Ich kann von Glück reden, dass es in der Lounge keine Anzeigetafel für die miesesten Ergebnisse gibt!« Sie schüttelte den Kopf. »Heute ist wirklich nicht mein bester Tag.«

»Ist das denn ein Wunder?«, fragte Nekia und warf ihr einen merkwürdigen Blick zu.

»Wie meinst du das?«

Unwillkürlich blickte Nekia in den Schlafsaal, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand etwas von ihrem Geflüster mitbekommen konnte. Dabei waren die beiden Bettreihen auf ihrer Seite völlig leer, und die dösenden Mädchen in den Betten auf der anderen Seite des Mittelgangs hätten selbst dann nichts von ihrem Gespräch aufschnappen können, wenn sie sich ganz normal unterhalten hätten, statt zu flüstern.

Dann beugte Nekia sich noch etwas vor und raunte: »Also, nach dem, was wir gestern unten im Keller erlebt haben, kann man ja wohl heute etwas durcheinander sein, oder etwa nicht?«

Kendira atmete tief durch und nickte.

Sie schwiegen eine Weile, und jeder wusste, woran der andere dachte. An Seyward und seine Botschaft.

»Ich kriege das einfach nicht aus dem Kopf, Kendira«, sagte Nekia schließlich.



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