Leuchtendes Land by Patricia Shaw

Leuchtendes Land by Patricia Shaw

Autor:Patricia Shaw [Shaw, Patricia]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


10.Kapitel

Mrs. Morgan war noch immer entrüstet über Miss Lavinias Einweisung und kündigte. Die neue, von Lil eingestellte Köchin konnte Zeugnisse aus guten Hotels und Erfahrung mit »Großveranstaltungen« vorweisen, was Mr. Warburton sehr freuen würde. Er hatte Lil klargemacht, dass nun für Minchfield House eine neue Ära anbrechen werde. Sie würden des Öfteren Gäste empfangen, und er gab Anweisung, den Weinkeller, von dessen Existenz Lil bisher nichts geahnt hatte, zu reinigen und aufzufüllen.

Warburtons erste Gartenparty war in Lils Augen eine reichlich steife Veranstaltung. Die Damen und Herren spazierten in ihrem Sonntagsstaat über den Rasen und wirkten ziemlich gelangweilt, bis die Erfrischungen aufgetragen wurden. Sogleich fielen sie wie die Heuschrecken über die Tische her. Danach machten viele einen Rundgang durchs Haus. Lil war wenig begeistert von der Neugier der Gäste. Aus den Unterhaltungen schloß sie, dass Miss Lavinias Schicksal allgemein bekannt war.

»Er hat seine Schwester einsperren lassen«, sagte eine Frau. »Und dann selbst den Besitz übernommen.«

Als Lil in die Bibliothek spähte, hörte sie jemanden flüstern: »Er ist selbst ein bisschen seltsam.« Sie begriff, dass es sich bei den Gästen keineswegs um Freunde des früher so zurückgezogen lebenden Warburton handelte, sondern um Leute, die in der Gegend wohnten und die Einladung aus purer Neugier angenommen hatten. Die meisten verließen die Party früh. Nur die durstigen Seelen bewiesen Sitzfleisch. Sie saßen in einer kleinen Gruppe zusammen, ließen sich die exzellenten Weine munden und ignorierten ihren Gastgeber.

Schließlich stürmte Mr. Warburton ins Haus und wies seine Haushälterin an, dafür zu sorgen, dass diese Leute sich entfernten.

»Wie?«, wollte sie wissen.

»Räumen Sie den Wein ab!«

Lil wies die beiden Serviererinnen an, bei jedem Gang ins Haus einige Flaschen mitzunehmen, damit ihre Taktik nicht allzu offensichtlich wurde. Sie selbst war von der Party ebenso enttäuscht wie der Gastgeber. Die Vorbereitungen waren aufwendig gewesen, und Mr. Warburton hatte weder Kosten noch Mühe gescheut, um seinen Gästen etwas zu bieten. Doch Lil hatte ihn mehr als einmal allein und verwirrt irgendwo herumstehen sehen, als wisse er nicht, wie er sich verhalten solle.

»Sie sind kein guter Unterhalter, Sir«, dachte sie, als sie an der Tür zur Bibliothek vorüberging. Vielleicht wusste er einfach nicht mehr, wie man sich in Gesellschaft verhielt.

In der ersten Zeit nach Miss Lavinias Einweisung hatte Lil versucht, sie zu kopieren, und immer schwarze Kleider und einen Schlüsselbund am Gürtel getragen. Doch diese Farbe stand ihr überhaupt nicht. Auch der strenge Knoten passte nicht zu ihr. Daher veränderte sie ihre Garderobe wieder: Eine Weile lang trug sie eine weiße, dann eine farbige Bluse, und zuletzt wagte sie sogar, sich in einem blau-weiß karierten Kleid mit weißen Manschetten und weißem Kragen zu zeigen. Inspiriert von den Frisuren, die sie bei den Damen, die auf der Party gewesen waren, gesehen hatte, schnitt sie sich einen Pony und steckte die Haare am Hinterkopf mit Kämmen auf.

Warburton bemerkte die Veränderungen durchaus. Er sah von seinem Frühstück auf, spähte über die Brille und erklärte: »Sie sehen heute hübsch aus, Mrs. Cornish.« Dann wandte er sich wieder seiner Zeitung zu.

Lil war begeistert. »Vielen Dank, Sir.« Doch er schien ihre Antwort nicht zu hören.



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