Lehane Dennis by Absender unbekannt

Lehane Dennis by Absender unbekannt

Autor:Absender unbekannt [unbekannt, Absender]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-05-07T16:52:47+00:00


patrick,

das wichtigste ist der schmerz, das musst du verstehen. am Anfang gab es keinen richtigen plan. ICH habe jemanden getötet, wirklich, und ICH fühlte all das, was man angeblich fühlen soll – schuld, Abscheu, angst, schäm, Selbsthass. ICH nahm ein bad, um MICH von ihrem blut zu reinigen, in der Badewanne musste ICH MICH übergeben, aber ICH bewegte MICH nicht. ICH saß da, das wasser stank nach ihrem blut und MEINER schäm, stank nach MEINER todsünde.

dann ließ ICH das wasser auslaufen, duschte und… machte weiter, was soll man auch sonst machen, wenn man etwas unmoralisches oder unfassbares getan hat? man macht weiter, man hat keine andere wähl, wenn man dem arm des gesetzes einmal entronnen ist.

so lebte ICH weiter MEIN leben, und irgendwann vergingen die schuld- und Schamgefühle. ICH dachte, sie würden MICH ewig quälen, taten sie aber nicht.

und ICH weiß noch, dass ICH dachte, so einfach kann es nicht sein, war es aber, und schon bald tötete ICH wieder jemanden, mehr aus neugierde denn aus anderen gründen, und es fühlte sich, na ja, gut an. beruhigend, so wie sich ein Alkoholiker beim ersten kühlen hier nach langer Abstinenz fühlen muss. wie sich ein lange getrenntes liebespaar beim ersten sex nach dem wiedersehen fühlen muss. jemandem das leben zu nehmen hat tatsächlich viel mit sex gemeinsam, manchmal ist es ein transzendenter, orgiastischer akt. manchmal ist es nur mittelmäßig, ganz in Ordnung, keine große sache, aber man hat immer dieses gefühl, was passiert wohl diesmal? interessant ist es immer, man vergisst es nicht.

ICH weiß nicht, warum ICH dir schreibe, patrick. beim schreiben bin ICH nicht derselbe, der ICH bei MEINER täglichen arbeit bin oder beim töten. ICH habe viele gesiebter, manche wirst du niemals sehen, manche wirst du nie sehen wollen, einige deiner gesiebter habe ICH bereits gesehen: ein nettes, ein gewalttätiges, ein nachdenkliches und einige mehr. ICH bin gespannt, welches du aufsetzt, wenn wir uns vor einer leiche wiedersehen. ICH bin gespannt. so mancher kommt ganz schuldlos in verruf, habe ICH gehört, vielleicht, so soll es sein, eigentlich weiß ICH nicht einmal, ob diese opfer den ganzen ärger wert sind.

einmal träumte ICH, dass ICH auf einem planeten mit strahlend weißem sand gestrandet sei, auch der himmel war weiß, mehr gab es dort nicht: ICH, endlose weiße sandwehen, weit wie das meer, und ein brennend weißer himmel. ICH war allein, und klein, nach tagelangem wandern

konnte ICH MEINE eigene Fäulnis riechen, und ICH wusste, dass ICH in diesen weißen dunen unter diesem weißen Himmel sterben würde, deshalb betete ICH um schatten, und schließlich kam er. er hatte eine stimme und einen namen. „Komm“ sagte die DUNKELHEIT, „komm mit!“, aber ICH war schwach, ICH verfaulte, ICH konnte MICH nicht erheben. „DUNKELHEIT“, sagte ich, „nimm MICH bei der hand! bring MICH fort von hier.“ und das tat die DUNKELHEIT.

verstehst du also, was ICH dich lehren will, patrick?

alles gute DER VATER

„Oh“, stöhnte Angie und warf den Brief auf den Esszimmertisch, „das ist ja toll. Der Typ hört sich ja echt krank an.“ Böse sah sie den Brief an.



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