Lavendel in Sussex by Ruttmann Irene

Lavendel in Sussex by Ruttmann Irene

Autor:Ruttmann, Irene [Ruttmann, Irene]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


VIII.

Als Rosalind und Christopher, Mrs. Crisford, Richard und Timmy nach einer knappen Viertelstunde mit Tee und Tassen und einem Teller voller Marmeladentoast ins Wohnzimmer kamen, war die Luft schon wieder angenehm. Ein leichter Hauch von Lavendel. Gar nicht aufdringlich.

Trotzdem blieb Ariel auf der Türschwelle liegen. Sehr angespannt, fand ich. Nur die Nasenspitze guckte ins Zimmer.

Ich holte mir eine Tasse Tee, stellte sie aufs Klavier wie ein Barpianist sein Bier und spielte länger als eine halbe Stunde. Die Stücke waren so eine Art Schleifchenmusik mit vielen sinnlosen Schnörkeln. Kaffeehausmusik eben. Nicht so sehr mein Fall. Ich glaube, auch die anderen waren nicht gerade hingerissen. Außer Mrs. Crisford. Sie summte sogar ein bißchen mit und wiegte zaghaft den Oberkörper.

„Jetzt setzt du dich aber zu uns und ißt etwas“, sagte sie, nachdem sie heftig geklatscht hatte.

„Ihr habt ihr ja kaum was übrig gelassen“, ließ sich da Richard vernehmen. Ich war platt, daß dieser Mensch überhaupt Notiz von mir nahm. Wenn auch nicht gerade mit hinreißender Höflichkeit. Das zweite „ihr“ hier im deutschen Satz, das war ich. Auf englisch hieß es „her“.

„Du kannst Fran zu ihr sagen“, erklärte mein selbsternannter Vormund Timothy sofort hilfsbereit, „wenn dir Franziska zu unbequem ist.“ Richard lächelte verlegen und murmelte etwas Unverständliches.

Es war nur noch ein Sessel frei. Das heißt, ob er frei war, das war eben die Frage. Es war der Sessel, von dem vorhin Stubbs Stimme gekommen war. Ich fing einen besorgten Blick Rosalinds auf, als ich mich vorsichtig und schräg von der Seite her in den Sessel niederließ. Etwa so, als sei ich eine schwer rheumakranke alte Dame. Aber mein wohlerzogener Stubbs war natürlich schon längst aufgestanden oder gar aufgesprungen, als die „Herrschaften“ alle hier aufgetaucht waren. Sicher stand er an irgendeinem Platz, den er für diskret hielt. Mir ging natürlich noch immer im Hinterkopf herum, was er mir erzählt hatte. Ich blickte noch nicht durch. Aber im Moment mußte ich das alles erst einmal zurückstellen.

„Die Marmelade ist ja köstlich“, sagte ich spontan, als ich in den Toast gebissen hatte. Mrs. Crisfords Gesicht leuchtete. „Es ist eine Herbstkonfitüre aus Devonshire. Der letzte Rest vom Vorjahr. Man macht sie aus Birnen, Äpfeln und Pflaumen. Aber du mußt auch diese noch probieren. Quittenmarmelade nach einem ziemlich komplizierten Rezept, hier aus Sussex.“

„Alle von Ihnen selbstgemacht?“ fragte ich, während ich mit Behagen auch die zweite Scheibe Toast aß.

„Alle!“ strahlte Mrs. Crisford, „und noch viele andere! Meine Marmeladen und Konfitüren und Gelees würde ich immer selbst kochen, und wenn ich eine Lady wäre mit Heerscharen von Personal.“

„Du mußt nur aufpassen, Franziska, daß sie dich nicht einfängt, zum Johannisbeerenabstreifen, Stachelbeerenabknipsen und Kirschen-Entkernen. Besonders das letztere ist ein hohes Vergnügen!“ Der das gesagt hatte, war Richard. In der Tat. Und um „Franziska“ aus seinem englischen Mund herauszubringen, hatte er sich große Mühe gegeben. Direkt rührend. Er hatte übrigens eine angenehme, dunkle Stimme. Das kam erst jetzt richtig raus, ohne Schnupfen. Stimmbruch jedenfalls gut überstanden.

„Zum Sommerfest machen wir einen Stand mit Marmeladen und Konfitüren und Gelees aus den verschiedenen englischen Landschaften, weißt du“, erzählte Mrs.



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