Land im Sturm by Schiewe Ulf

Land im Sturm by Schiewe Ulf

Autor:Schiewe, Ulf [Schiewe, Ulf]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
Herausgeber: BASTEI LÜBBE
veröffentlicht: 2018-08-30T22:00:00+00:00


NÄCHTLICHER SCHUSSWECHSEL

Der Weg, dem die Männer folgten, führte durch schmale Täler und über dicht bewaldete Berge. Eine einsame Gegend. Sie wussten nicht mehr genau, wo sie sich überhaupt befanden, und hielten sich an die Sonne, um eine nördliche Richtung beizubehalten und aus den Bergen in ein Tal mit einer Straße zu gelangen, die nach Würzburg führte.

Schließlich kamen sie in ein Tal, das aber keine Durchgangsstraße enthielt und das auf wundersame Weise offenbar vom Krieg unberührt geblieben war. Ein kleiner Fluss schlängelte sich durch saftige grüne Wiesen, auf denen Kühe weideten. Auf gemähten Weizenfeldern standen Garben zum Trocknen, und am Ende des Tals waren die Strohdächer eines Dorfes zu sehen. Sie trauten kaum ihren Augen. Gab es denn solche Paradiese noch?

Als sie das Dorf erreichten, hatten die Bauern ihr Herannahen schon entdeckt. Männer waren vor die Häuser getreten. In den Händen hielten sie alte Jagdmusketen, Sicheln und Sensen, Heugabeln und lange Messer - was sie in der Eile zu fassen bekommen hatten. Misstrauisch starrten sie die fremden Reiter an.

Von Billung stieg vom Pferd und ging langsam und mit erhobenen Händen auf sie zu. »Wir kommen in Frieden«, sagte er und lächelte freundlich. »Ihr müsst keine Angst vor uns haben. Wir würden euch gern etwas zu essen abkaufen. Das heißt, wenn ihr es erübrigen könnt.«

»Wir wollen euer Geld nicht. Besser, ihr reitet gleich weiter«, sagte ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht und fast weißen Haaren. Wahrscheinlich der Dorfälteste.

»Ich verstehe«, sagte von Billung. »Ihr habt Angst vor Leuten wie uns, vor Soldaten, die den Bauern alles stehlen. Aber wir wollen euch nichts stehlen. Wir kommen in Frieden.«

»Das hast du schon gesagt. Trotzdem …«

»Und wir haben einen Verwundeten, der Pflege braucht. Der Mann hat Fieber und kann sich kaum noch auf dem Pferd halten. Vielleicht habt ihr eine weise Frau unter euch, etwas Leinen für einen neuen Verband und Kräuter für die Wunde?«

Das Gesicht des Alten blieb verschlossen. »Eure Verwundeten gehen uns nichts an. Wir können euch nicht helfen.«

»Auch nicht, wenn wir euch gut bezahlen?«

»Auch dann nicht.«

»Herrgott, Heinrich!«, erscholl plötzlich eine weibliche Stimme. »Sei kein so verstockter Esel und erinnere dich lieber an deine Christenpflicht.«

Eine kleine alte Frau drängelte sich zwischen den Männern hindurch. Sie trug ein unförmiges Gewand mit langem Rock und einer blutbefleckten Schürze davor. Um den Kopf trug sie ein Tuch. Nur die Unterarme waren unbekleidet, und daran klebten ein paar Daunenfedern. Sie war wohl gerade beim Gänseschlachten und -rupfen gewesen.

»Werte Frau«, sagte von Billung und verbeugte sich höflich. »Wir wollen auch nicht lange stören. Das ist versprochen.«

Die Verbeugung schmeichelte der Alten. Sie lächelte. Ihr fehlten ein paar Zähne. Und doch war es ein schönes Lächeln.

Sie deutete auf eine Koppel am Wegrand. »Dort könnt ihr eure Pferde grasen lassen. Und in der Scheune da drüben werdet ihr ein Plätzchen zum Übernachten finden.« Zu den Dörflern sagte sie ungehalten: »Steckt endlich die dummen Waffen weg. Meint ihr wirklich, ihr könnt damit Soldaten vertreiben? Kümmert euch lieber um den armen Verletzten und macht ihm ein weiches Lager in der Scheune. Und ruft die Else,



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