Lady auf Landpartie: Historischer Liebesroman (German Edition) by Sophy Hester

Lady auf Landpartie: Historischer Liebesroman (German Edition) by Sophy Hester

Autor:Sophy Hester [Hester, Sophy]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: UNKNOWN
veröffentlicht: 2016-06-14T22:00:00+00:00


»Genug geschwatzt, ich zeige Ihnen erst einmal Ihr Zimmer. Und das Ihrer Cousine ebenfalls, dann können Sie sie nachher dorthin geleiten.« John fasste Louise um den Ellbogen und führte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock.

»Hier im rechten Trakt haben meine Brüder ihre Zimmer. Mein Urgroßvater hatte geplant, mindestens zwanzig kraftstrotzende Bradleys in die Welt zu setzen. Dem ehrgeizigen Vorhaben entsprechend hatte er mit Zimmern vorgesorgt. Seine Gattin hat dieses Ziel jedoch nicht mit demselben Enthusiasmus verfolgt. Es heißt, sie habe nach der Geburt des vierten Sprösslings ihr Schlafgemach verriegelt und den armen Gemahl bewusst in die Arme einer willigen Geliebten getrieben.« John grinste anzüglich. »Es heißt, im Dorf sähen uns verdammt viele ähnlich.«

Während er weitersprach, führte er sie in den linken Trakt. »Hier habe ich bisher alleine residiert.« Er senkte die Stimme. »Ich wollte manchmal ein wenig Privatsphäre genießen.« Wieder dieses schamlose Grinsen. »Aber Vergnügungen dieser Art gehören jetzt der Vergangenheit an. Nur Hector wohnt hier gleich links bei seinen seltenen Besuchen. Wie lange er seinen jetzigen Aufenthalt auszudehnen gedenkt, hat er nicht mitgeteilt, aber ich rechne mit seiner baldigen Weiterfahrt in die friedliche Einsamkeit.« Er öffnete die erste Tür rechts, mit einem Anflug von Schadenfreude, wie es Louise vorkam, und fuhr fort: »Daher hatten wir keine Bedenken, vis-à-vis von ihm Harriet einzuquartieren. Ich hoffe, sie fühlt sich hier wohl. Oder besser gesagt: sie springt nicht vor Verzweiflung aus dem Fenster.«

Louise warf einen kurzen Blick in die hübschen, einfachen Räumlichkeiten, die überraschend geschmackvoll in hellen Blautönen eingerichtet waren. Sie ließen die Tür offen stehen und folgten dem Gang bis zu den letzten beiden Türen auf der rechten Seite. »Unmittelbar nebeneinander, so wie meine Eltern. Geschickt, nicht wahr?« In seinem immer noch zweideutigen Grinsen schwang ein gewisser, völlig unangebrachter Stolz mit. »So weit entfernt wie nur möglich von allen anderen.« Seine Augenbrauen hoben sich bedeutungsvoll, und er öffnete die Tür zu ihrem neuen Reich.

Louise hatte versucht, sich Chalkstone auszumalen, aber nie hätte sie vermutet, dass sie so eine wunderhübsche Oase wahr gewordener weiblicher Wünsche vorfinden würde.

»Nicht mehr ganz modern, aber dies war der Lieblingsraum meiner Mutter. Und eigentlich auch der meines Vaters, denn er hat die sanfte, freundliche Atmosphäre hier geschätzt. Meistens haben sie sich hier zu zweit aufgehalten.«

Staunend betrat Louise das lichtdurchflutete Zimmer. Da es das letzte im Gang war, hatte es an zwei Wänden, gegenüber und links von der Tür, jeweils zwei bodentiefe Fenster, zum einen zu den weiten Rasenflächen und farbenreichen Blumenrabatten des Parks hinaus und zum anderen führte der Blick geradewegs hinein in die alten Eichen, hinter denen sich das Gestüt befand.

Zwischen den Fenstern war jeweils eine senkrechte Reihe von drei Gemälden angebracht. Kleine Kupferstiche, die Szenen aus dem Landleben zeigten: Schnitter bei der Mahd, ein Schäferidyll, Krämermarkt und Kirmes, Erntedankfest mit Bauerntanz und eine Winterszenerie, in der im schneeversunkenen Wald Holz geschlagen wurde. Louise bewunderte die feine Hand des Künstlers und war sofort von der romantischen, aber unaufdringlichen Ästhetik eingenommen.

Die langen Stolas an den Fenstern waren aus edlem perlweißem Brokat, das elegante Sofa mit den zwei Sesselchen mit lichtgrünem Baumwoll-Jacquard bezogen.



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