Kriegsfalke by Chris Wraight

Kriegsfalke by Chris Wraight

Autor:Chris Wraight
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2021-10-20T13:20:07+00:00


Das Spiel

Die Karten

Die Nägel

Er hätte niemals so weit kommen dürfen.

Valdor begann die unangenehme Vorstellung in Betracht zu ziehen, dass ihm zum ersten Mal überhaupt eine Beute entkam. Sollte es Fo tatsächlich gelingen, inmitten der Wirren der Belagerung zu entwischen, wären die Konsequenzen nicht auszudenken. Noch schlimmer wäre es jedoch, wenn er lebendig dem Feind in die Hände fiel. Deshalb musste Valdor ihn aufspüren.

Und doch stand die Stadt kurz davor, überrannt zu werden. Der Feind stand nun auf allen Seiten direkt vor ihren Toren, ein Ring aus Feuer, der sich unaufhaltsam zusammenzog und die geschwächten Mauern versengte. Millionen Soldaten stürmten an allen Fronten auf sie ein. Mit jeder verstreichenden Stunde erhöhte sich ihre Zahl und das Gleichgewicht verlagerte sich weiter zugunsten des Feindes. Die Zeit wurde knapp.

Valdor kauerte nieder und warf sich den langen Umhang über das Knie. Er streckte die silbrig-golden schimmernde Spitze seines Speers in die Dunkelheit. Das Blut verdampfte nach jedem Kampf, sodass sie so rein wie immer schimmerte.

Er starrte auf den Boden. Eintausend Stiefel hatten den Staub aufgewühlt, einander ausgelöscht und sämtliche Spuren verwischt. Aber er war nicht hier, um nach Spuren in der Asche zu suchen. Er war hier, an dieser Kreuzung möglicher Zukünfte, um sich für einen Moment in die Lage des Gejagten zu versetzen und zu erahnen, welchen Pfad er gewählt hatte.

Valdor schloss die Augen und ging im Geiste alle bekannten Fakten durch. Er hatte die Täuschung der Morde durchschaut, die falschen Fährten, die in die vom Feind eroberten Zonen führten, die trostlose Prozession zerstörter Ausrüstung und irreführender Chiffren. Der Mann, den er jagte, beherrschte das Spiel vielleicht besser als jeder andere, dem er je auf der Spur gewesen war, aber die Zahl seiner möglichen Aufenthaltsorte schrumpfte schnell und keine lebende Seele kannte die Wege des Palastes besser als er. Dies war sein Territorium, das er genau für eine Eventualität wie diese jahrzehntelang ausgekundschaftet und gekennzeichnet hatte. In der kurzen Stille wog er die Wahrscheinlichkeiten ab, dachte darüber nach, was der Mann für seine Arbeit benötigte, wo er es bekommen konnte und welchen Weg er dorthin genommen haben musste, um verborgen und am Leben zu bleiben.

Der Speer zitterte in seiner Hand. Als er die Augen aufschlug, war er sich sicher, welche Route er nehmen musste. Er setzte sich in Bewegung, ließ die Schatten hinter sich und überquerte die hohen Viadukte über den Abgründen aus wogendem Feuer. Er rannte schnell und seine schweren Schritte hinterließen kaum einen Abdruck im vom Wind verwehten Schmutz. Seine Rüstung war geräuschlos, ein Meisterstück der Technomantie selbst nach den Standards seines Ordens, und abgesehen vom schimmernden Speer war er beinahe unsichtbar in der Düsternis, denn Asche und Schmutz verdeckten ihre Pracht.

Dies waren gefährliche Orte, einige in Erwartung des anstürmenden Feindes geräumt, andere bereits von Vorhuteinheiten infiltriert. Verrenkte Körperteile, Finger, Arme, Beine ragten blassgrau und schwarz aus dem Unrat hervor, die tote Haut so hart wie Felsbeton und spröde im schneidenden Wind, der kreischend und stöhnend um die Ecken strich und beinahe verständliche Worte zu murmeln schien, die jedoch noch von den zerbrechlichen Bannzaubern auseinandergetrieben wurden.



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