Klippentanz by Laila El Omari

Klippentanz by Laila El Omari

Autor:Laila El Omari [Omari, Laila El]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Baumhaus
veröffentlicht: 2014-07-27T22:00:00+00:00


11

Rasch hintereinander war das Klicken zu hören,

mit dem Sebastian den Auslöser bediente und Merle einfing,

in deren Haar sich die Reste des Sonnenlichts verfingen.

Die Mathearbeit hatte sie verhauen, da machte sich Elinor keine Illusionen. Sie war erst zur zweiten Stunde zurück in die Schule gegangen, um sich bei einem verspäteten Auftauchen zur ersten Stunde nicht den neugierigen und mitleidigen Blicken von Lehrer und Schülern aussetzen zu müssen. Nach der Klassenarbeit war sie nicht mehr in Stimmung für den restlichen Unterricht gewesen und hatte sich abgesetzt. Sie war ins Präsidium gefahren, hatte den zuständigen Kommissar allerdings nicht angetroffen und war unverrichteter Dinge wieder gegangen. Zwar hatte eine nette spanisch aussehende Kommissarin, deren Namen sie sich nicht merken konnte, gefragt, ob sie was ausrichten könne, aber Elinor hatte verneint. Nachmittags war Nina mit den Hausaufgaben vorbeigekommen und hatte sich glücklicherweise nicht mit Sprüchen aufgehalten wie »Die Mathearbeit war sicher nicht so schlecht, wie du denkst«.

Nachdem sie abends früh ins Bett gegangen war, aber dann lange nicht hatte einschlafen können, fühlte sich Elinor am kommenden Morgen wie gerädert. Mit schwerem Kopf stand sie auf, schleppte sich unter die Dusche und genoss mit geschlossenen Augen, wie ihr das heiße Wasser über Gesicht und Körper lief. Beim Frühstück reichte ihr Marion wortlos eine Entschuldigung für die Fehlstunden.

»Andreas kommt heute Nachmittag vorbei. Er denkt, dass es vielleicht gut ist, wenn du mit jemandem darüber sprichst.«

»Tue ich doch.«

»Nicht mit Nina oder uns.«

Elinor steckte die Entschuldigung in ihre Tasche. »Zu so einer Psychotante gehe ich nicht.« Wirkte sie vielleicht, als hätte sie eine Schraube locker?

»Es ist nur ein Vorschlag. Also, wenn du möchtest, Andreas hat eine Freundin aus Studientagen, die sehr gut ist.« Marion folgte Elinors Bewegungen vor der Anrichte. »Seit wann trinkst du vor der Schule Kaffee?«

Seit ich eine Leiche gefunden habe, dachte Elinor. »Nur ausnahmsweise«, sagte sie. Ehe noch weitere Fragen oder Vorschläge zur Traumabewältigung kommen konnten, schnappte sie sich ihre Tasche und ging in den Flur. Rasch zog sie sich an und war aus der Wohnung, als Anna gerade mit feuchtem Haar aus dem Bad kam.

Elinor hatte den Weg zur Hälfte zurückgelegt, als sie abbremste und an einer Kreuzung hielt. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie für die Schule ziemlich früh dran war. In der ersten Stunde hatte sie Mathe. Sie stieg vom Rad und schob es über die Ampel, die zuerst für Fußgänger auf Grün sprang. Es war die, die von der Schule wegführte. Das war ja beinahe symbolisch. Auf der anderen Straßenseite schob Elinor ihr Fahrrad weiter. Ihr ganzes Leben schien ihr zu entgleiten, und sie hatte das Gefühl, in einen Strudel gesogen zu werden, gegen den sie nicht ankam. Sie hatte die Leiche einer Mitschülerin gefunden, und der Junge, in den sie verliebt war, war vielleicht der Täter. Vermutlich würde sie Sebastian in der Schule über den Weg laufen – Sebastian, der von allen geschnitten wurde, als sei seine Schuld bereits einwandfrei erwiesen. Anna hatte gestern Abend darüber gesprochen.

»Henning erzählt es in der gesamten Stufe herum«, hatte sie gesagt. »Und er lässt keinen Zweifel daran, wer seiner Schwester das angetan hat.



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