Kleiner Mann, großer Mann - alles vertauscht by Fallada Hans

Kleiner Mann, großer Mann - alles vertauscht by Fallada Hans

Autor:Fallada, Hans [Fallada, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Hauptwerk vor 1945
Herausgeber: aufbau
veröffentlicht: 2015-10-13T16:00:00+00:00


36. KAPITEL

Der Untadelige weckt – Aussprache unter Eheleuten – Dritte Warnung, aber ich gelobe Besserung und verspreche vieles

Zehn Uhr, Herr Schreyvogel. – Zehn Uhr! – Zehn Uhr! – Herr Schreyvogel, ich bitte um Verzeihung, es ist zehn Uhr.

Ja doch! – Schon Zeit zum Aufstehen, Karl? Ist es denn schon sieben –?

Zehn Uhr, Herr Schreyvogel. – Das Bad ist fertig. – Ich habe den Leinenanzug herausgelegt, wenn es Herrn Schreyvogel recht ist. Es wird heute ziemlich heiß.

Ja doch! – Meine Frau –?

Die gnädige Frau haben wie immer um acht Uhr Kaffee getrunken und sitzen jetzt am Rosenboskett. Frau Kalübbe ist bei ihr, außerdem Fräulein Eduarda und Isi. Herr Kalübbe hat angerufen …

Nachher. Ich stehe jetzt auf. Ich brauche Sie nicht, Karl. – Karl, einen Augenblick noch …

Bitte sehr, Herr Schreyvogel?

Ich habe da Kleider … Ich meine den Anzug von gestern … Ich bin – hingefallen… Ich möchte, daß Sie ihn selbst, Karl … Lassen Sie das nicht die Mädchen machen, die machen es immer so unordentlich …

Jawohl, Herr Schreyvogel. – Wenn ich mir eine Frage erlauben dürfte, Herr Schreyvogel – ich habe mich schon überall nach der goldenen Zigarettendose umgesehen. Gestern abend, als Herr Schreyvogel fortfuhren, hatten Herr Schreyvogel sie bestimmt in der Tasche.

Lassen Sie das jetzt, Karl. Ich habe sie irgendwo hingelegt, es wird mir schon noch einfallen, wo. – Also, vergessen Sie den Anzug nicht, Karl.

Wird von mir selbst erledigt, Herr Schreyvogel. Ich wünsche einen guten Morgen!

Das hätte er auch nicht so zu betonen brauchen, daß er den Anzug allein saubermacht, es klingt, als hätten wir ein Komplott miteinander. Der soll sich nur in acht nehmen, der gute Karl Andreas Strabow! Noch einmal falle ich nicht wie am Neujahrstage auf sein Gerede herein! Es gibt noch ganz andere Diener als ihn!

Richtig, dem Fitz werde ich einen Taler schenken, weil er dem August heute nacht geholfen hat! Das wird den Jungen freuen. Aber nein, doch lieber nicht. Es verwöhnt diese Bengel bloß, sie bilden sich dann wunder ein, was sie alles geleistet haben. Er ist in letzter Zeit überhaupt recht bummelig geworden, ich werde ihn mal schärfer an die Kandare nehmen!

Seit ich geschlafen habe, hat sich meine Stimmung verändert. So listig-selbstzufrieden ich vorher war, so finster und argwöhnisch bin ich jetzt. Alles ärgert mich, beim Rasieren schneide ich mich, das Badewasser ist natürlich schon wieder halb kalt. Karl hätte auch gut an einem so heißen Tag eines von meinen rohseidenen Hemden herauslegen können! Wofür er die wohl aufspart? Er hat doch selbst gesagt, es wird heute heiß!

Unlustig sitze ich dann auf der Terrasse beim Frühstück. Mein Magen brennt und schmerzt – unmöglich, einen Bissen zu essen! Der Kaffee schmeckt auch nicht besser als Spülwasser. Am richtigsten wäre es, jetzt einen Schnaps zu trinken, etwa einen Bitteren, der würde meinem Magen gut tun und mich munter machen. Aber es geht nicht. Ich muß jetzt Karla guten Morgen sagen, und Karla würde mir den Schnaps bestimmt anriechen. Na, vielleicht hinterher …

Eine ganze Weile vertrödele ich noch am Frühstückstisch, ehe ich mich entschließe, zum Rosenboskett zu gehen.



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