Klappohrkatze by Peter Gethers

Klappohrkatze by Peter Gethers

Autor:Peter Gethers
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Sachbuch
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2010-12-31T23:00:00+00:00


6. Kapitel

Die Katze, die sich verabredete

Als ich aus Kalifornien zurückkehrte, passierten zwei einschneidende – und miteinander zusammenhängende – Dinge: Norton entdeckte Pounce. Und ich entdeckte das fast vergessene, eher unerfreuliche, aber zweifellos aufregende Ritual der modernen Partnersuche wieder.

Pounce, für diejenigen von Ihnen, die diese göttliche Katzen-Speise nicht kennen, sind kleine mundgerechte Häppchen in Keksform. Sie sind wirklich ungesund, die Pralinen für die anspruchsvolle Katze. Pounce ist in kleinen Kartons in verschiedenen Farben erhältlich, die kennzeichnen, ob es sich um welche mit Hühnchen-, Leber-, Shrimps-oder Rindergeschmack handelt. Ich entdeckte sie eines Nachmittags im Regal des Supermarkts, und weil ich meinem grauen Begleiter gerne mal etwas Neues biete, beschloss ich, eine Packung mit nach Hause zu nehmen und auszuprobieren.

An diesem Abend gab ich Norton, bevor ich ins Bett ging, zwei Pounce (Pouncen? Pince??), dann stellte ich die Packung zurück in den Küchenschrank. Ich zog mich aus und las noch etwas für die Arbeit. Nach ungefähr einer Stunde war ich bereit, das Licht auszumachen. Norton lag nicht auf seinem üblichen Platz auf dem Kissen neben mir, also rief ich ihn. Wie immer kam er angerannt und sprang aufs Bett. Aber er legte sich nicht, wie sonst, direkt zum Schlafen hin. Stattdessen drehte er sich unruhig und stupste mich mit der Nase ins Gesicht, bis mir klar wurde, dass er mir damit etwas sagen wollte. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich mitten in einer Lassie-Folge, als ich schließlich aufstand und Norton folgte. Allerdings versuchte er nicht, mir zu sagen, dass Timmy in Gefahr war. Er versuchte mir zu sagen, dass er noch ein Pounce wollte.

Ich öffnete gehorsam den Schrank, gab ihm noch eins, sagte ihm, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung war und er es sich nicht angewöhnen sollte, dann ging ich wieder ins Bett. Am Morgen wachte ich auf, streckte mich und tastete nach dem vertrauten Kinn, um es zu kraulen – aber da war nichts. Irgendwie – ich bin sicher, dass mich die Tatsache, wie sehr Norton und ich inzwischen auf einer Wellenlänge sind, ein bisschen nervös machen sollte – wusste ich, wo er war. Mein Instinkt wurde bestätigt, als ich aufstand: Norton saß auf der Arbeitsplatte in der Küche, starrte hungrig auf den Schrank, in dem die Pounce-Schachtel stand, und kratzte kläglich an der Tür.

Ich gab ihm noch zwei Kekse, und so begann ein tägliches Ritual, das bis heute anhält. Jeden Morgen, bevor ich zur Arbeit gehe, erhält Norton von mir noch zwei oder drei Pounce-Leckerlis. Jeden Abend, bevor ich ins Bett gehe, bekommt er noch zwei oder drei mehr. Ich habe keine Ahnung, warum ihm das Zeug so gut schmeckt. Womöglich liegt es an der leckeren prägelatinierten Stärke oder am ebenso köstlichen Eisensulfat. Ich weiß nur, dass meine Katze ganz wild auf das Zeug ist. Zwischen seinem Guten-Morgen- und dem Gute-Nacht-Snack scheint Norton extrem viel Zeit damit zu verbringen, sich einen Weg in meinen Küchenschrank zu graben, um an das Pounce zu gelangen. Den Kratzspuren auf dem Holzfurnier nach zu urteilen, hat er vor, dem Grafen von Monte Christo in dieser Hinsicht Konkurrenz zu machen.



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