088 by Das Alptraum-Schloß

088 by Das Alptraum-Schloß

Autor:Das Alptraum-Schloß [Alptraum-Schloß, Das]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:52:33+00:00


Dunkelheit umgab ihn wie eine stählerne, erdrückende Faust. Er bewegte sich, aber seine Schritte verursachten nicht das leiseste Geräusch auf dem Boden. Er ging ein paar Meter in die Dunkelheit hinein, lauschte und blieb stehen. Schlimmer als die lichtlose Schwärze rings um ihn war die Stille; eine Stille ganz eigener, beunruhigender Art, nicht einfach als die Abwe-senheit von Geräuschen, sondern als wäre da etwas anderes, etwas Unbe-greifliches und Böses, das alle anderen Laute mit seiner Anwesenheit verdrängte.

Mikes Herz begann zu klopfen, und plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, hatte er Angst. Nicht die Furcht vor einer körperlichen Bedrohung, einem Angriff, sondern eine irrationale, kaum noch zu bezähmende Angst, die wie ein dunkles, formloses Etwas in ihm emporkroch und irgendwie mit der Stille verwandt zu sein schien.

Er fuhr herum und griff haltsuchend um sich. Hinter ihm war ein kleiner, verwaschener Lichtfleck in dem sich irgend etwas zu bewegen schien.

Licht! Licht – das bedeutete Leben, vielleicht andere Menschen. Geräusche.

Er ging los, begann zu laufen und dann zu rennen, so schnell er konnte.

Aber je schneller er lief, desto weiter schien sich der Lichtfleck von ihm zu entfernen. Plötzlich hatte er das Gefühl, verfolgt zu werden. Er warf im Laufen einen Blick über die Schulter, aber hinter ihm war nichts als watti-ge Finsternis. Trotzdem spürte er, daß etwas da war, irgend etwas. Er lief schneller, stampfte schließlich mit aller Macht auf dem Boden auf, nur um ein Geräusch zu erzeugen, aber die Dunkelheit schien jeden noch so kleinen Laut aufzusaugen. Schließlich begann er zu schreien. Auch sein eigener Schrei versickerte in der Finsternis. Er war allein. Gefangen in einer Unendlichkeit aus Schwärze und Schweigen. Er rannte noch schneller, getrieben von einer grundlosen Panik, stolperte und fiel der Länge nach hin. Ein scharfer Schmerz schoß durch seine Handgelenke, als er versuchte, den Sturz abzufangen, und erneut schrie er auf, diesmal vor Schmerz. Wieder hörte er nicht den leisesten Laut, aber als er aufsah, war der Lichtfleck nä-

her gekommen, und er erkannte jetzt, daß es eine Tür war. Ihre Umrisse erschienen ihm seltsam fremd und verzerrt, als bestünde sie aus Wachs, das in der Sonne aufgeweicht und zerflossen war. Dahinter lag eine schmale, steile Treppe, deren Ende sich in grauen Nebelschwaden verlor. Er sprang auf, hetzte auf die Tür zu und rannte ohne anzuhalten die Stufen hinauf, eingehüllt in Lautlosigkeit und verfolgt von namenlosem Grauen. Die Stufen waren unterschiedlich hoch und ebenso bizarr geformt wie vorher die Tür, und mehr als einmal kam er ins Stolpern und fing sich nur im letzten Moment ab. Die Treppe schien kein Ende zu nehmen. Immer weiter und weiter schlängelte sie sich nach oben, und sosehr er auch rannte, blieb ihr Ende doch in wogendem Nebel verborgen.

Schließlich blieb er erschöpft stehen, lehnte sich gegen die rauhe Wand und rang keuchend nach Atem. Erneut überkam ihn das Gefühl, verfolgt zu werden, und als er den Kopf wandte und die Treppe hinabsah, glaubte er für einen Moment einen vagen, grauenhaft geformten Schatten wahrzu-nehmen, der langsam, aber unbarmherzig die Stufen emporkroch.

Er keuchte, fuhr herum und rannte wie von Furien gehetzt weiter.



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