Ein Geschenk von Bob [08.11.14] by James Bowen

Ein Geschenk von Bob [08.11.14] by James Bowen

Autor:James Bowen [Bowen, James]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3404608461
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2014-10-07T22:00:00+00:00


5

Katzen-Smileys

Am nächsten Morgen waren die arktischen Wetterverhältnisse das Topthema in den Nachrichten. Als ich den Fernseher einschaltete, informierte uns das Frühstücksfernsehen gerade, dass dieser Winter der kälteste seit genau hundert Jahren war, also seit 1910. Danach brachten sie jede Menge Beiträge über die dramatischen Auswirkungen des Wetters in den letzten 24 Stunden. Autos und LKWs wurden unter gigantischen Schneewehen vergraben, Flüge wurden storniert, Einkaufszentren mussten schließen, und Autobahnen waren gesperrt worden. Auf dem Flughafen Heathrow war es zu Handgreiflichkeiten gekommen, als den Passagieren klar wurde, dass sie in London festsaßen, höchstwahrscheinlich sogar über die Feiertage. Einer der Passagiere nannte es »die Weihnachtshölle«, und gestern früh hätte ich ihm noch zugestimmt. Aber der gestrige Tag hatte mir eine himmlische Wende beschert.

Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich in Luft aufgelöst. Jetzt fehlte mir nur noch ein bisschen Extra-Geld für unvorhergesehene Ausgaben und um für Belle und Bob ein Geschenk zu besorgen. Gern hätte ich mir auch noch eine neue Prepaid-Karte für mein Handy geholt, damit ich am ersten Weihnachtsfeiertag meinen Vater anrufen könnte. Auf alle Fälle musste ich heute noch mal zur Angel Station. Ich hatte dort etwas Wichtiges zu erledigen.

Ich fütterte Bob und machte mir eine Schlüssel Müsli mit heißer Milch.

Im Fernsehen redeten sie immer noch über das Wetter. Als ein Meteorologe für die nächsten Tage einen weiteren Kälteeinbruch mit einem Temperatursturz bis unter 10 Grad minus vorhersagte, reichte es mir.

»Los, Bob, lass uns gehen. Je früher wir uns auf den Weg machen, desto früher sind wir auch wieder zu Hause.«

Draußen lag zwar immer noch Schnee, aber die Stadt bewegte sich wieder. Die Straßen waren über Nacht geräumt worden, und der Bus kam viel schneller vorwärts als am Tag zuvor.

An unserem Stammplatz vor der Angel Station breitete ich unsere Sachen aus wie immer, oder besser gesagt, wie fast immer. Ich hatte vier Kartons Weihnachtskarten mitgebracht. Zwei davon hatte ich am Vorabend noch geschrieben. Als ich ins Bett ging, tat mir nicht nur mein verlängerter Rücken von dem Sturz weh, sondern auch noch meine Hand vom Schreiben. Die Karten in den anderen beiden Behältern waren noch unbeschrieben, aber das sollte sich schnell ändern.

Genau wie gestern begrüßten uns viele Pendler wie verloren geglaubte Familienmitglieder.

»Oh, wie schön, euch wiederzusehen«, sagte ein junges Mädchen namens Bernadette, die in einem der umliegenden Bürogebäude arbeitete. Als sie sich hinkniete, um Bob zu streicheln, nahm ich eine leere Karte aus dem Karton und fing an, etwas für sie hineinzukritzeln.

Für Bernadette

Frohe Weihnachten wünschen James und Bob

Dann zeichnete ich ein Herz unter meinen Namen und einen Smiley mit Barthaaren sowie spitzen Katzenohren unter Bobs. Sie war ganz gerührt, als ich ihr die Karte überreichte.

»Oh, wie lieb von euch«, sagte sie und berührte mit der Hand ihr Gesicht, als wolle sie eine Träne wegwischen. »Ich freue mich immer so, euch zu sehen. Ihr seid meine Muntermacher, vor allem, wenn ich von denen dort drin mal wieder die Nase voll habe«, grinste sie und deutete auf das Bürogebäude, in dem sie arbeitete.

»Das machen wir gern«, antwortete ich. »Frohe Weihnachten!«

»Euch beiden auch!«

Ich sah ihr nach und kniete mich zu Bob, um ihn liebevoll zu streicheln.



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