Titan 06 by Unknown

Titan 06 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Helena

(Helen O’Loy)

LESTER DEL REY

Ich bin jetzt ein alter Mann, aber ich weiß noch genau, wie Dave Helena auspackte und wie er ergriffen seufzte, als er sie sich anschaute.

»Mann, ist sie nicht eine Schönheit?«

Sie war wirklich ein Traum – aus Plastikgewebe und Metallen. Ein Wesen, das Keats vorgeschwebt haben mag, als er sein Sonnett schrieb. Wenn Helena von Troja so ausgesehen hat, dann müssen die Griechen schon ziemlich miese Typen gewesen sein, daß sie nur tausend Schiffe nach ihr ausschickten; zumindest sagte ich etwas Derartiges zu Dave.

»Helena von Troja, hm.« Er studierte ihre Plakette. »Naja, das würde ja passen – HLEA-K2W88. Helena… hmmm. Immer noch besser als Kazwoweachtundachtzig.«

»Klingt wirklich nicht sehr ansprechend, Dave. Nicht für einen High-Life-Equivalence-Android. Und sehr lebensähnlich ist sie ja wohl…«

»Also gut, Phil, bleiben wir bei Helena.« Und so begann das alles, ein Teil Schönheit, ein Teil Träume, ein Teil Wissenschaft, unter Hinzugabe eines Stereofunkgeräts gut mechanisch mischen: das Rezept für Chaos.

Dave und ich waren zwar nicht zusammen auf die Uni gegangen, aber als ich mich drunten in Messina ansiedelte, um eine Praxis aufzumachen, wohnte er ein Stockwerk tiefer, wo er auch eine kleine Roboterreparaturwerkstatt unterhielt. Mit der Zeit befreundeten wir uns, und als ich mir ein Mädchen zulegte, einen Zwilling, fand er den anderen Zwilling genauso attraktiv, so daß wir ein recht vergnügliches Kleeblatt bildeten.

Als wir beide etwas besser verdienten, mieteten wir ein Haus in der Nähe des Raumflughafens – laut, aber billig, und die Raketen waren ein wirksames Abschreckungsmittel für alle Wohnbaugesellschaften. Wir hatten gerne ausreichend Ellbogenfreiheit. Ich glaube, wenn es nicht zum Streit gekommen wäre, hätten wir die Zwillinge schließlich geheiratet. Dave wollte jedoch den Bericht über die letzte Venus-Expedition sehen, während sein Zwilling sich einen Stereo-Film mit Larry Ainslee einbildete, und keiner wollte nachgeben. Von da an vergaßen wir die Mädchen und blieben die Abende zu Hause.

Erst aber, als ›Lea‹ (*Life-Equivalence-Android) unsere Steaks mit Vanille statt mit Salz würzte, begannen wir uns mit dem Problem von Gefühlen bei Robotern zu befassen. Während Dave Lea zerlegte, um die Ursache dieses Lapsus zu entdecken, diskutierten wir natürlich über die Zukunft von mechanischen Menschen. Er war überzeugt, daß die Roboter den Menschen eines Tage überlegen sein würden, und ich sah das nicht ein.

»Schau mal, Dave«, erklärte ich. »Du weißt doch, daß Lea nicht denkt, nicht wirklich jedenfalls. Als dieser Schaltfehler passierte, oder was es sonst war, hätte sie sich selbst korrigieren können. Aber sie tat es nicht, sie handelte nach dem ersten Impuls. Ein Mensch hätte vielleicht auch die Vanille erwischt, aber dann eingehalten, wenn er merkte, was er in der Hand hatte. Lea ist zwar gescheit genug, aber sie hat keine Emotionen, kein Ich-Bewußtsein.«

»Schön, das ist jetzt noch ein Nachteil der Mechs. Aber dem werden wir schon abhelfen, das mechanische Äquivalent von Emotionen einbauen oder so.« Er schraubte Leas Kopf wieder auf und schaltete sie ein. »Zurück an die Arbeit, Lea. Es ist neunzehn Uhr.«

Nun, ich habe mich in Endokrinologie und verwandten Gebieten spezialisiert. Ich war bestimmt kein Psychologe, aber ich wußte über die Drüsen, Hormone, Sekrete und sonstigen Dinge Bescheid, die die physischen Ursachen von Emotionen sind.



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