Kingsley, Ella by Queen Dancing

Kingsley, Ella by Queen Dancing

Autor:Queen Dancing
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-28T20:00:53+00:00


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Das Mädel auf der Bühne schwingt seinen Hintern gefährlich hin und her, und ich stelle einmal mehr fest, dass solche Bewegungen nur bei Beyoncé gut kommen. Bei allen anderen sieht das entweder nach zu aggressiver Libido oder nach einem Kampf in der Umkleidekabine aus.

Die Stimme des Mädchens ist nicht schlecht, oder zumindest glaube ich das. Bei all der Ablenkung im Club kann ich mich kaum auf den Gesang konzentrieren. Jetzt gerade mache ich mir ernsthaft Sorgen darüber, ob das Mikro richtig angekabelt ist oder ob die Ärmste jeden Moment einen elektrischen Schlag versetzt kriegt.

Es herrscht der typische Samstagabendbetrieb, und die Leute kommen in immer größeren Massen, um ihre drei Sekunden TV-Ruhm zu erlangen. Erstaunlicherweise wird kaum etwas von den Karaoke-Auftritten gesendet. Die Kamera hält sich die meiste Zeit bei den Gästen selbst oder aber bei uns Mitarbeitern hinter der Bar auf. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, was so interessant an uns sein soll, wie wir quasi wortlos und schwitzend Tische abräumen (mit Ausnahme von Jaz und Andre vielleicht, die so etwas wie einen Kultstatus im TweenGirl-Magazin erlangt haben), aber Evan findet, »Banal ist das neue Außergewöhnlich«.

Am Wochenende ist »Diva Night«, eine der Ideen, die ich Evan nach viel gutem Zureden unterjubeln konnte. Seit die Dreharbeiten begonnen haben, hat er uns mit ziemlich eiserner Faust regiert, und kaum einen unserer Vorschläge angenommen, aber in diesem Fall musste ich ein Machtwort sprechen. Immerhin haben wir uns ja nur auf den Deal eingelassen, um Neuerungen zu ermöglichen.

Es sind ungefähr sechs Gruppen in der Bar, die alle einen Junggesellinnenabschied feiern. Eine Horde schlecht geschminkter und billig angezogener Mädchen, und kaum ein Typ in Sicht. Vor ein paar Stunden habe ich den letzten armen Kerl gesehen, der umzingelt von einer Gruppe kreischender Frauen geradezu panisch dreinblickte, als wäre er in den siebten Kreis der Hölle geraten. Den ganzen Abend über halten gemietete Limousinen vor der Bar. Sogar ein riesiges pinkes Ding, das aussieht wie eine Kreuzung zwischen einem Jeep und einem Schwein. Laut Jaz handelt es sich um einen »Stretch Hummer« – in meinen Ohren hört sich das eher nach genmanipulierten Meerestieren an.

Die Beyoncé-Imitatorin verlässt die Bühne unter stürmischem Applaus, und die Session der Gruppe ist abgelaufen. Die Mädels sind empört, und schließlich muss einer unserer Security-Jungs auf die Bühne und den Damen das Mikro gewaltsam entreißen.

»Nur noch eins!«, heulen Beyoncés Freundinnen. »Nur einmal Tina Turner, versprochen!« Der Rausschmeißer bleibt gelassen. »›Simply the Best‹!«, bettelt eines der Mädchen verzweifelt. »Oder ›Golden Eye‹.«

Als die nächste Gruppe an den Computer tritt, gibt es wildes Gedränge. Ein Mädchen zieht eine Liste aus der Tasche, auf der es seine Songs bereits notiert hat, und gibt die Nummern mit der Lässigkeit eines routinierten Hackers ein. Wow, das nenne ich gute Vorbereitung. Alle anderen streiten sich um die Mikros. Meiner Erfahrung nach ist es vor allem in der ersten halben Stunde schwer, überhaupt jemanden auf die Bühne zu bekommen – offenbar machen wir also unsere Sache ganz gut. Billy Idol dröhnt aus den Boxen, und ein Mädchen mit braunem Bob und einem Tambourin tritt ans Mikro und beginnt, auf ihr Instrument einzuschlagen.



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