Keiner wie Wir by Kera Jung

Keiner wie Wir by Kera Jung

Autor:Kera Jung
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2013-08-11T22:00:00+00:00


nuch dieses Wochenende verbrachten sie beinahe ausschließlich im Bett.

Die meiste Zeit herrschte kuschelige Einigkeit. Selbst nach einigen Stunden machte Tina keine Anstalten, aufzustehen und Daniel lag ohnehin nichts ferner.

Nachdem sie ihm den besten Blowjob aller Zeiten beschert hatte, dachte er sich, dass sogar er manchmal an Idiotie nicht zu überbieten war. Denn was er sich bisher aus falschem Edelmut entgehen lassen hatte, konnte nicht in Worte gefasst werden – die geeigneten Vokabeln existierten seines Wissens nicht.

Am Samstagnachmittag entbrannte auch sie endlich: die befürchtete, hitzige Diskussion über Tinas fahrlässige Ernährungsweise.

Und zunächst deutete alles darauf hin, dass es wie so häufig im totalen Desaster enden würde. Die Fronten waren denkbar verhärtet, keiner ging auch nur einen winzigen Schritt auf den anderen zu, ja, zeitweilig drohte das wunderbare, so friedliche Wochenende sprichwörtlich im lautstarken Streit unterzugehen.

Daniel sah keine andere Möglichkeit als zur Geheimwaffe zu greifen, um die drohende Katastrophe noch aufzuhalten.

»Dann hast du das gestern also nur getan, damit wir in einigen Wochen wieder einen kurzen Ausflug ins Krankenhaus unternehmen dürfen? Warum hast du mir nicht früher gesagt, dass du ein Faible für Kliniken hast. Ehrlich! Du hättest nicht auf solche Maßnahmen zurückgreifen müssen, mir gehört nämlich so ein Teil, falls du es vergessen hast? Ich fahre gern mit dir hin, und du bekommst von mir eine kostenlose Führung, kein Problem. Aber nicht, um …« Und hier schwand Daniels ohnehin nur mühsam aufrechterhaltene Beherrschung, sein Ton wurde denkbar schärfer: »Die Reste unseres Kindes aus dir herausschaben zu lassen!«

Die wütende Erwiderung lag Tina bereits auf der Zunge, er konnte es sehen, erstaunlicherweise beherrschte sie sich im letzten Moment. »Schwöre!«

»Was?«

»Schwöre, dass es daran gelegen hat!«

»Nun ja«, seufzte Daniel. »Die Koffeintabletten sollte ich auch nicht unerwähnt lassen. Gleiches gilt für die vielen Cosmos, deinen Irrsinn an sich …«

»Das ist nicht witzig, Grant!«, fauchte sie.

»Ach!«, fuhr er auf. Wenn es auf dieses Thema kam, war es mit seiner Beherrschung nicht sehr weit her. »Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen! Besonders dieser Part ist für mich an Humor kaum zu überbieten, du wirst es nicht glauben!«

Abermals befand sie sich kurz vor einer geharnischten Erwiderung, fing sich jedoch in sprichwörtlich letzter Sekunde.

»In Ordnung …«, begann sie geraume Zeit später. »Keine Koffeintabletten. Dass der Alkohol gestrichen ist, wusste ich sogar ohne deine Belehrungen, obwohl ich doch so eine naive Nuss bin …«

Nichts stand Daniel ferner, als auf die Provokation einzugehen. Er ließ Tina nicht aus den Augen, die soeben tief Luft holte, wie um sich zu wappnen.

»Schwöre, dass du die einmalige Gelegenheit nicht ausnutzt, um mich zu mästen.«

Das trieb ihn wieder an den Rand der Fassungslosigkeit. »Alzheimer, Tina? Seit wann bevorzuge ich dickleibige Frauen? Soweit ich weiß, war immer das Gegenteil der Fall und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich erhebe dann Einspruch, wenn es sich um keine Frau mehr im herkömmlichen Sinne handelt, weil sie sich alles Weibliche runtergehungert hat!«

»Meine Wertigkeiten, die Definition ‚fett’ betreffend, haben sich mit den Jahren ein wenig geändert«, informierte sie ihn kühl. Sie lagen nebeneinander in dem recht schmalen Bett, weshalb sie sich zwangsläufig berührten.



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