Kate Mccann by Madeleine

Kate Mccann by Madeleine

Autor:Madeleine
Die sprache: deu
Format: epub


13 Die Meinung schlägt um

Am Samstag, dem 30. Juni, erschien ein Beitrag unter der Überschrift »Pakt des Schweigens«, verfasst von den Journalistinnen Felicia Cabrita und Margarida Davim, in einer portugiesischen Zeitung. Die Kritik, die in der Überschrift anklang, war schon für sich interessant angesichts der Tatsache, dass wir hier in einem Land waren, in dem eine Missachtung der gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen konnte. Es war vermutlich der erste Artikel, der offen Zweifel an unserer Version der Ereignisse vom 3. Mai äußerte. Er erhob Verdächtigungen gegen uns und unsere Freunde, gegen unseren Charakter und unsere mögliche Verstrickung in Madeleines Verschwinden.

Einige Tage vor seinem Erscheinen waren wir alle - Fiona, David, Jane, Russell, Matt und Rachael sowie Gerry und ich — auf unseren Handys von einer Reporterin kontaktiert worden. Wir hatten sie alle kurz abgefertigt, aber es war klar, dass irgendjemand sie nicht nur mit unseren Handynummern, sondern auch mit anderen persönlichen Informationen versorgt hatte. Sie hatte mich als Kate Healy angesprochen, und obwohl das der Name war, unter dem ich vor Madeleines Entführung allgemein bekannt war, war ich seitdem immer nur als Mrs. McCann bezeichnet worden. Sie nannte Gerry »Gerald«, ein Name, den er nie verwendet. Sie wusste, dass Jane und Russell kürzlich nach Devon gezogen waren.

Es war eindeutig, dass diese Reporterin Einblick in unsere Aussagen, Reisepass-Personalien oder irgendwelche anderen offiziellen Unterlagen bekommen hatte. Es war nicht schwer zu erraten, von wem. Ganz offensichtlich gab es innerhalb der Policia Judiciaria eine undichte Stelle. Wir brachten die Angelegenheit bei unserem nächsten Treffen mit Neves und Encarnacäo am 5. Juli zur Sprache. Sie gaben uns recht, ja, es müsse eine undichte Stelle bei der pj geben, aber trotz der endlos zitierten gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht wurde nie eine interne Untersuchung eingeleitet.

Seit unseren Kampagnenreisen hatte sich gezeigt, dass die Presse, nachdem die Berichterstattung den Sättigungsgrad erreicht hatte, andere Ansatzpunkte auslotete. Ihr Appetit auf den »menschlich ergreifenden Aspekt« schien unersättlich. Inzwischen ging es nicht mehr um unsere entzückende vermisste Tochter: Es wurde allmählich die Kate-und-Gerry-Show. Unser Freund Jon Corner hatte das schon sehr früh vorausgesagt. Einmal, nachdem er bei einem Interviewtermin mit britischen Journalisten dabei gewesen war, hatte er zu uns gesagt: »Sie fragen euch, ob ihr immer noch joggen geht und was für Laufschuhe ihr tragt, mein Gott. Je länger das weitergeht, desto schlimmer wird es werden. Es wird nur noch um euch gehen, nicht um Madeleine.«

Wir hatten die strategische Entscheidung getroffen, den Medien zu signalisieren, dass wir uns aus dem Rampenlicht zurückziehen würden. Das Gesicht der Kampagne musste Madeleines sein, nicht unseres. Natürlich würden wir weiterhin Interviews geben, die in ihrem Interesse lagen, aber ansonsten würden wir, solange es keine wichtigen Entwicklungen oder Ereignisse gab, die Kampagne eher im Stillen betreiben und keine Kommentare zu alltäglichen Angelegenheiten mehr abgeben. Es hatte keinen Sinn, die Wirksamkeit der Kampagne zu verwässern, indem wir ständig darüber berichteten.

Zu unserem großen Erstaunen machten die Presseleute und vor allem die Fotografen jedoch keine Anstalten, Praia da Luz zu verlassen. Das brachte uns in eine schwierige Position und führte zu einer gewissen Reibung mit Justine McGuinness, unserer neuen Kampagnenmanagerin.



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