Karins neuer Vater by Alrun von Berneck

Karins neuer Vater by Alrun von Berneck

Autor:Alrun von Berneck [Berneck, Alrun von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-11T00:00:00+00:00


VI.

Lange vor der Sprechstunde erschien Elsbeth mit der kleinen Karin am nächsten Morgen am Frühstückstisch. Die Freundinnen begrüßten sich auf das herzlichste und setzten sich einander gegenüber. Nachdem sie festgestellt hatten, daß sie allesamt gut geschlafen und daß sie allem Anschein nach auch bester Laune waren, bewegte sich das Gepräch eine ganze Weile um alle möglichen Dinge.

Die Ärztin warf hin und wieder einen forschenden Blick auf Elsbeth, aber diese ließ sich nichts anmerken; sie tat so, als habe es das Gespräch am gestrigen Abend überhaupt nicht gegeben.

Aber auch zum Büfett hinüber ließ Margot mehr als einmal den Blick gleiten, denn dort hatte sie den Packen Briefe niedergelegt, die sie vor kurzem noch vorsorglich eingeschlossen hatte. Sie wußte nicht einmal, ob Elsbeth den schon bemerkt hatte.

Schließlich wurde Margot ungeduldig und schaute auf die Uhr, der Beginn der Sprechstunde war bereits nahe herangerückt. Da hielt sie es nicht länger aus, sie mußte Gewißheit haben. Mit aller Vorsicht fragte sie die Freundin:

„Du hast also wirklich sehr gut geschlafen, Elsbeth?“

„Aber ja! Warum sollte ich denn nicht? Es ist doch ganz herrlich hier draußen bei dir!“

„Das streite ich natürlich nicht ab“, erwiderte Margot mit einer vor Nervosität zitternden Freundlichkeit. „Nur mir selbst ging es oft so, daß ich trotz der schönsten Umgebung keine Ruhe fand, zum Beispiel, wenn mich ein Problem plagte!“

„Ach, ein Problem? Dachtest du denn, ich hätte mich in der letzten Nacht mit einem solchen herumgeschlagen?“

Sie blickte bei diesen Worten ein wenig spöttisch auf die Freundin und es lag ein kleiner Hochmut in ihrem Blick, der Margot unsicher machen sollte. Sie konnte trotz aller Sanftmut ihres Charakters in wenigen Ausnahmefällen ein kleines Biest sein, und jetzt machte es ihr eben Spaß, um den heißen Brei herumzugehen. Natürlich hatte sie schon beim ersten Wort gemerkt, worauf Margot hinaus wollte.

„Es wäre doch immerhin möglich gewesen, daß du dir die Gedanken, die wir gestern abend anschnitten, hättest durch den Kopf gehen lassen. Du hattest es mir wenigstens versprochen!“

In Margots Stimme lag ein unverhüllter Vorwurf, und ihr Blick ruhte kritisch auf dem Antlitz der Freundin.

„Ach, das meinst du! Aber Margot, das war doch längst erledigt!“ antwortete Elsbeth leichthin.

„Erledigt? Wieso denn?“

„Ich denke, darüber hättest du schon entschieden gehabt! Hatte ich dir denn nicht gesagt, daß ich deinen Vorschlag annehme?“

„Du hattest ihn angenommen? Aber davon weiß ich ja gar nichts!“ Als sie dann im gleichen Augenblick das ironische Zucken um Elsbeths Mundwinkel sah, wußte sie plötzlich, was gespielt wurde. „Du bist doch eine Kanaille!“ lachte sie froh heraus. „Wie konntest du mich nur so lange zappeln lassen!“

„Aber Margot, dein Vorwurf ist ungerecht! Du hättest mich doch sofort fragen können!“

Das stimmte natürlich, aber wer fällt gern gleich mit der Tür ins Haus, wenn es sich um die heikelsten Herzensangelegenheiten handelt!

„Du bist also wirklich entschlossen, noch einen letzten Versuch zu wagen?“

„Wo es doch um Karin geht!“ wiederholte Elsbeth den Satz, der noch vor kurzem Margots stärkstes Argument gewesen war. In Elsbeths Mund klang es allerdings wie Ironie, darüber war sich selbst die Sprecherin klar, als sie die Worte ausgesprochen hatte.

Mit einem



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