Kappe 12 - Goldmacher by Jan Eik

Kappe 12 - Goldmacher by Jan Eik

Autor:Jan Eik [Eik, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89773-643-6
Herausgeber: Jaron Verlag
veröffentlicht: 2015-04-23T22:00:00+00:00


ELF

KAPPE hat wenig geschlafen und wirr geträumt. Wie erwartet, hat Klara am vergangenen Abend kein Wort mehr mit ihm gewechselt und seine Friedensangebote brüsk zurückgewiesen. Aus Ärger darüber hatte er sich ins Wohnzimmer zurückgezogen und bei zwei Flaschen Bier viel länger in dem Roman von Hartmut geblättert als beabsichtigt. Dass es sich dabei um keine geeignete Lektüre für Zwölfjährige handelt, war ihm bei gewissen schwülen Szenen mit einer russischen Baronin schnell klargeworden, aber daran ließ sich nachträglich nichts ändern. Auf keinen Fall darf der Schmöker Klara in die Hände fallen!

Was diesen ganzen Atomkram angeht, so hat ihn dieser Dominik einigermaßen verwirrt. Die halbe Welt sucht nach der mächtigen Atomkraft, die Amerikaner sprengen ihre Niagarafälle in die Luft, die Deutschen eine Nordseeinsel, und in Spanien herrscht ein mohammedanischer Kalif, der das Geheimnis unbedingt in seine Hände bekommen will. Ein deutscher Ingenieur aber findet ganz ohne fremde Hilfe die Lösung, schmilzt sich einen Klumpen Gold zusammen und legt mit seiner Wunderwaffe in der Hosentasche halb Spanien in Schutt und Asche, bevor die maurischen Gegenwaffen die Cheopspyramide in Brand setzen, Spanien befreit wird und die Welt kein Energieproblem mehr kennt.

Sogar an die Arbeitslosen hatte dieser Dominik gedacht. Kappe war über der ungewohnten Leseanstrengung am Tisch eingeschlafen und erst mitten in der Nacht aufgewacht. Natürlich tat Klara, als schliefe sie fest, als er endlich ins Bett kroch. Er träumte von explodierenden Feuerkugeln und von Gold, das sich aus einer Ölkanne über ihn ergießt, bis die Feuerwehr mit schrillem Ton vorfährt …

Es ist der Wecker. Schwerfällig und wie betäubt erhebt sich Kappe. Was für ein Tagesanfang! Noch dazu hat ihm Klara die Zeitung vom Vortag auf den Frühstückstisch gelegt, damit er sich so recht ärgern kann. Polizei tappt im Dunkeln , heißt es mal wieder, und von einer neuen Notverordnung ist die Rede. Kappe kaut noch an der letzten, die gerade fünf Tage alt ist. Einem Verheirateten werden für die Beamten-Zwangssparkasse künftig 2,5 Prozent vom Gehalt abgezogen, die ab Juli 1937 zinslos zurückgezahlt werden sollen.

Juli 1937! Kappe schnauft nur unterdrückt, wenn er daran denkt. Hat überhaupt jemand eine Vorstellung, wie weit dieses Land in fünf Jahren heruntergewirtschaftet sein wird? Wenn die Nazis an die Macht kommen sollten, sind mehr als die 2,5 Prozent gefährdet. Die denken sich jeden Tag eine neue Gemeinheit aus.

Die nationalsozialistische Fraktion hat im Landtag beantragt, aus Gründen der politischen Sauberkeit und Moral den sogenannten Schrader-Verband der Polizeibeamten sofort aufzulösen.

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen ist Kappe nicht Mitglied in diesem ältesten und weitaus größten «Verband Preußischer Polizeibeamten», aber diese Rotzfrechheit treibt ihm die Galle ins Blut. Was geht die Nazis diese Polizeibeamten-Organisation an? Mit einem gewissen SS-Führer Daluege an der Spitze versuchen die nur, ihr eigenes Süppchen zu kochen und alle kritischen Stimmen mundtot zu machen. Daluege kommt von der Müllabfuhr und ist in der Unterwelt unter dem anschaulichen Namen Dummi-Dummi bekannt. Mit solchen Figuren wollen die bei der Polizei was erreichen!

Lustlos blättert Kappe in der Zeitung, während er seinen Malzkaffee schlürft. Stirbt die Berliner City? Gasverbrauch eingeschränkt , liest er,



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