Kalifornia by Marc Laidlaw

Kalifornia by Marc Laidlaw

Autor:Marc Laidlaw
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-09-21T07:02:37+00:00


7 TRAUMA IN DER GLITZER-STADT

Der Vorteil von Alkohol – auch wenn Trinken altmodisch war – im Vergleich zu anderen Drogen war seine hervorragende Art und Weise, das Bewußtsein zu unterdrücken, ständig von Drahtshows umbrodelt zu sein. Mit genügend Alkohol konnten schon die fundamentalen unbewußten Prozesse ausreichend vergiftet und sabotiert werden, so daß kein Teil der Anatomie auf die Drähte eingeschaltet blieb.

Sandy hatte diesen Punkt noch nicht ganz erreicht oder war bereits drüber hinaus und wieder auf dem Weg zurück ins Körperbewußtsein. Was auch immer der Grund war – er kam langsam wieder zu sich und lag inmitten von Poppys. Grunzend drehte er den Kopf beiseite, um nicht mehr in all die Gesichter sehen zu müssen. Er wollte in seinem gegenwärtigen Zustand nicht von irgendeinem Mitglied seiner Familie gestört werden. Aber Poppy ließ nicht locker: Poppy mit den Nachrichtenmoderatoren, Poppy in alten Ausschnitten der Familienserie, Poppy in ständiger und immer größer werdender Gefahr, Poppy im… Krankenhaus? An diese Episode konnte er sich nicht erinnern. Das mußte eine neue Entwicklung in ›Poppy auf der Flucht‹ sein. Diese Show war dümmlich, einfach zum Kotzen. Wenn er sie nur abschalten könnte! Alle Signale abschalten! Den Mund abschalten, der laut seinen Namen brüllte.

Jetzt wachte er richtig auf. Er war im Palast von Thaxter Halfjest und lag im Karpfenteich. Immer noch hörte er jemand seinen Namen rufen. Nachhall aus dem Schlaf. Er hob den Kopf über den Kies am Ufer und sah zwischen lila Schwertlilien und bunten Wasserlichtern Cornelius. Ohne Hemd – man konnte deutlich die Brustwarzen sehen – saß der Seehundmann mitten im Teich. Sein Schnurrbart bewegte sich rhythmisch, während er das Schlaflied eines Seehunds sang. Neben ihm schwamm ein Glas, das am Brunnen angebunden war. Es war bis zum Rand mit Drambuie gefüllt.

Plötzlich griff Cornelius ins Wasser. Nach einem kurzen, stummen Kampf hielt er einen fetten blaugepunkteten Karpfen in die Höhe. Fisch und Seehundmann beäugten sich mit erstaunlicher Ähnlichkeit: Beide hatten Schnurrbarthaare, hervorstehende Augen und ein breites Maul. Cornelius zeigte seine nadelspitzen Zähne und machte sich bereit, den Karpfen in der Mitte durchzubeißen.

»Corny, nein!«

Erschrocken ließ Cornelius den Fisch fallen. Er blickte verdutzt zu Sandy und wischte sich mit dem nassen Handrücken übers Maul.

»Wir sind hier Gäste«, sagte Sandy.

»Fisch ist ein hervorragendes Mittel gegen einen Kater, Sir.«

»O Corny! O Christ!« Jetzt machte sich Sandys Kater in seiner unnachahmlichen Art bemerkbar. Hätte er einen lebendigen Karpfen für ein geeignetes Mittel gegen die Schmerzen gehalten, hätte er wohl auch zugebissen. So aber sank er nur stöhnend zurück und blickte zu dem mit Moos bedeckten Kandelaber an der Decke. »Wie bin ich hierher gekommen?«

»Ich habe Sie getragen, Sir. Ich dachte, frisches Wasser würde Sie erquicken.«

Sandy spritzte sich etwas von der lauwarmen Brühe ins Gesicht. »Hast du jemand meinen Namen rufen hören oder habe ich das geträumt?«

Cornelius zeigte nach oben. »Ich glaube, der Reverend Gouverneur hat Sie gerufen.«

»Was will er bloß?« Sandy kratzte sich den Bauch durch das Hemd. »Corny, wann habe ich zum letztenmal in einem Bett geschlafen?«

»Richtig geschlafen?«

»Was willst du damit sagen?«

»Nun, ich gehe wohl recht in



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