Jäger der Nacht by Wallace Hamilton

Jäger der Nacht by Wallace Hamilton

Autor:Wallace Hamilton [Hamilton, Wallace]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-09T16:00:00+00:00


Es war fast sieben Uhr, als sich Kevin bei Lenny wieder anzog. Er fühlte sich ausgepumpt und erleichtert. Aber als er auf die Uhr sah, bekam er auch ein schlechtes Gewissen. «Ich bin spät dran», sagte er. «Kann ich bei dir telefonieren?»

«Klar», sagte Lenny und tätschelte Kevins Arsch mit besitzergreifender Lässigkeit.

Kevin rief zu Hause an, aber Millies Stimme war nur ein kaum zu vernehmendes Plärren. Kevin legte den Hörer auf und zuckte mit den Schultern. Zur Burkett Street zog ihn nicht mehr viel hin. Er wäre gern die ganze Nacht bei Lenny geblieben, aber andererseits war da Lennys Mutter, die vom Strand zurückkommen würde. Also dachte er daran, doch besser dahin zu gehen, was man so Zuhause nennen konnte.

Er ging gemächlich zurück, dachte über Lenny nach und darüber, was passiert war. Diesmal war es nicht für Geld gewesen. Er hatte es gemacht, weil er es so wollte, und er fühlte sich wohl dabei. Es war, als ob er in eine geheime Bruderschaft aufgenommen worden wäre und einen Führer in seinem Alter dabei gehabt hätte, und er wußte, daß er sich auf diesen Führer verlassen konnte, wenn er ihn brauchen sollte.

Aber da war ein merkwürdiger Umstand an dem Sex mit Lenny. Obwohl Lenny ihn mit seinen Blicken und Berührungen körperlich erregen konnte, konnte er ihn doch nicht gleichermaßen in seinen Gefühlen bewegen. Mit Lenny Sex zu haben war, als ob er Sex mit sich selber machen würde. Der gleiche magere Körper, kaum Muskeln und weite Flächen unbehaarter Haut. Sogar ihre Schwänze glichen sich. Wenn er Lenny küßte, war es ihm, als ob er einen Spiegel küssen würde.

Bei Sam hatte er das erregende Gefühl gehabt, sich körperlich und seelisch einem Mann, einem anderen Menschen hinzugeben.

So schön auch der Sex mit Lenny war, er ließ ihn sich nach Sam sehnen.

Wieder blieb er an einer Telefonzelle in der Houghton Street stehen. Wieder wählte er die Nummer. Wieder antwortete niemand. Vielleicht hatte er die Stadt verlassen. Vielleicht war ihm was zugestoßen – krank – von den Bullen hops genommen – im Park zusammengeschlagen. Die Bilder glitten durch seinen Kopf wie Schlangen. Wo war Sam?

«Ich hab’ angerufen, Mutti! Ich hab’ dich vor ‘ner halben Stunde angerufen.»

Millie starrte Kevin, der am Küchentisch saß, aus roten Augen an. «Haste nicht!» Sie wischte sich die Nase mit dem Handrücken.

«Und ich steh’ hier rum, warte und warte, und weiß nicht, wo du steckst. Hab’ schon gedacht, du bist ertrunken oder vom Bus überfahren oder sonst was.»

«Ich hab’ dich angerufen, Mutti. Aber du hast nicht zugehört.» Millies Stimme schraubte sich zu einem Wimmern hoch. «Erzähl mir bloß nicht, ich hör’ nicht zu oder so! Ich weiß schon, wenn ich zuhör’ oder nicht! Und ich hab’ nicht zugehört, weil du nichts gesagt hast, klar?» Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink.

«Nichts. Nichts hab’ ich von dir seit gestern früh gehört. Ich schwör’, ich weiß nicht, was ihr zwei Jungs euch rumtreibt. Dennis ist auch irgendwo unterwegs. Keine Ahnung, wo. Hab’ ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Und du... dich sieht man gar nicht mehr!» Tränen schossen ihr in die geröteten Augen.



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