Inseln im Wind by Santiago Elena

Inseln im Wind by Santiago Elena

Autor:Santiago, Elena
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-28T05:00:00+00:00


26

Celia hatte sich ihr Lager in einer der leer stehenden Baracken bereitet. Die Schwarzen schliefen lieber in ihren aus Lehm und Schilf gebauten Rundhütten, was Celia nicht verstand und nicht hinterfragte. In vielen Dingen blieben ihr die Schwarzen ein Rätsel, auch wenn sie bis zum Alter von fünf Jahren unter ihnen gelebt hatte. Sie hatte mit ihnen auf Schilfmatten geschlafen, ihre afrikanischen Lieder gesungen und ihre Sprache gelernt, doch schon in dieser frühen Zeit ihrer Kindheit hatte Lady Harriet sie immer wieder ins Haus geholt, damit sie nicht allein von den heidnischen Gebräuchen der Sklaven geprägt wurde, deren seltsame Götter aus dem Jenseits zu ihnen sprachen, indem sie in die Körper einiger von ihnen fuhren.

Celia dachte an die weiße Frau und daran, was sie in der letzten Nacht miteinander geteilt hatten. Akin hatte gewütet und hätte die Frau am liebsten getötet, doch der alte Abass hatte erklärt, es sei der Wille Ogouns, dass sie lebe, denn sie sei ein Teil dessen, was kam. In dieser Nacht würde der weiße Mann sterben, das Orakel hatte es geweissagt, und die Trommeln hatten es verkündet. Celia lag wach, sie hatte Angst vor dem, was geschehen würde. Als sich die Tür der Hütte öffnete, blieb sie einfach liegen, denn alles war vorherbestimmt.

Robert Dunmore kam in den dunklen, engen Raum getorkelt. Die mitgeführte Laterne ließ er mehr fallen, als dass er sie abstellte, es war ein Wunder, dass sie nicht zerbrach, sondern nach kurzem Flackern weiterbrannte. Neben Celias Matte sank er in die Knie. Sein schnapsgeschwängerter Atem schlug ihr entgegen, als er sich über sie beugte.

»Lizzie«, brachte er mit undeutlicher Stimme heraus. »Ich liebe dich.« Seine Hände streiften über ihren Körper, zerrten an ihrem Hemd, rissen den fadenscheinigen Stoff entzwei, während sein Mund fieberhaft nach ihren Lippen suchte.

»Sir, das dürft Ihr nicht!« Sie stieß ihn weg. »Ihr wisst, dass wir des Todes sind, wenn wir das tun!«

»So lass mich doch!«

»Ich bin nicht Elizabeth!« Sie entwand sich seinem zupackenden Griff. »Ich bin Celia! Hört Ihr? Schnell, verschwindet, bevor Euch jemand hört!«

»Du bist nicht schwarz«, murmelte er. »Nicht schwarz!«

»Nein, das bin ich nicht, aber ich bin auch nicht weiß! Und nun geht!«

»Ich kann bezahlen«, stieß er hervor. »Ich hab was für dich. Warte.« Er nestelte in seinen Taschen herum und drückte ihr etwas in die Hand. »Siehst du? Das darfst du behalten. Es ist für dich. Und nun will ich … Ich will …« Er keuchte mit weit offenem Mund, die Erregung ließ ihn zittern, und Celia begriff, dass er seine Gedanken und Gefühle nicht beherrschte. Er war von bösen Geistern besessen, kein gutes Zureden würde ihn daran hindern, sich an ihr zu vergehen. Seine Hände griffen nach ihren Brüsten, er schob sich mit dem ganzen Körper auf sie und drängte ihr ohne große Mühe mit den Knien die Schenkel auseinander. Sie spürte sein Glied an ihrem Leib. Sie durfte nicht schreien, denn dann würde sie sterben. Aber er durfte sie nicht nehmen, denn auch dann würde sie sterben.

In ihrer Not biss sie ihm in die Schulter, doch das schien ihn nur zusätzlich anzufeuern.



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