In ihrem Blut by Annie Hauxwell
Autor:Annie Hauxwell
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-06-16T22:00:00+00:00
40
Bis Doyle das richtige Café in der Nähe des Bahnhofs fand, hatte er sich fast totgefroren. Er hatte seinen Schaffellmantel angezogen, der vielleicht ein Schaf warmhielt, aber bei diesen arktischen Verhältnissen völlig unzureichend war. Er war nicht glücklich. Er sah Fernley-Price an einem Ecktisch sitzen und hob grüÃend eine Hand. Der Trottel tat so, als würde er ihn nicht kennen. Was denn, dachte er etwa, sie wären in einem verdammten James-Bond-Film?
Doyle lieà sich auf den Stuhl plumpsen und griff nach der Speisekarte. »Was ist bloà los mit Ihnen, Kumpel? Sie sehen ja aus, als hätten Sie zehn Euro verloren und nur einen Cent wiedergefunden.«
Fernley-Price sah ihn verärgert an. »Ich habe verdammt viel mehr verloren, das kann ich Ihnen sagen.«
Doyle roch den Alkoholatem über den Tisch. »Schon, aber nichts davon hat Ihnen gehört, oder?«
Fernley-Price lief rot an.
Doyle betrachtete ihn ohne eine Regung. Das Arschloch hörte das nicht gern, der wollte nicht daran erinnert werden, dass er eine Menge Ersparnisse von anderen Leuten in den Sand gesetzt hatte.
Doyle lieà die Speisekarte auf den Tisch fallen, und als die Bedienung kam, sah er sie nicht an.
»Einen Tee und ein Stück Rosinenkuchen«, sagte er. Die Frau schlich davon.
»Ich will meine Investition zurück«, sagte Fernley-Price.
»Hä?«
»Ich will mein Geld.«
Doyle lehnte sich zurück und faltete die Hände im SchoÃ. Er konnte sehen, dass Fernley-Price kurz vorm Zusammenbrechen war. Trotz der Kälte schwitzte er.
»Nun mal ganz ruhig, Kumpel. Was ist denn passiert?«
Fernley-Price konnte nur noch krächzen, als er sich über den Tisch beugte. »Die Polizei ist bei mir gewesen.«
»Das sollten Sie mir mal genauer erzählen.«
»Einer meiner Kunden ist unter mysteriösen Umständen gestorben.«
»Warum sind sie zu Ihnen gekommen?«
»Er hat mich angerufen.«
»Ist das alles?«
»Na ja, mehrmals. An seinem Todestag.« Fernley-Price fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Doyle fiel auf, dass es ungepflegt war.
»Ja und? Was hat das mit mir zu tun?«
»Ich hab Ihnen das Dezernat vom Leib gehalten! Für Sie war es Business as usual, nicht wahr? Aber mir wird das langsam unangenehm. Ich habe eine Risikoanalyse gemacht, und jetzt ist der Augenblick gekommen, wo ich meine Optionen auslote.«
Allmählich wurde Doyle ernsthaft sauer. Er war meilenweit â mindestens drei â in der Eiseskälte marschiert, um jetzt in diesem ScheiÃhaus zu sitzen und sich eine Menge Kacke von dem Arschloch anzuhören. Doch äuÃerlich blieb er ruhig. »Ich weià nicht, wovon Sie reden.«
Fernley-Price zitterte wie Espenlaub. Doyle war ein ziemlich guter Menschenkenner und merkte, wenn einer kurz vor dem Zusammenbruch stand. Oft genug hatte er jemanden dahin gebracht. Dieser Kerl hatte nicht nur Angst, er hatte Todesangst. Weshalb?
Fernley-Price bemühte sich, die Hysterie aus seiner Stimme zu verbannen. »Als Sie mir von der Observierung erzählt haben, habe ich bei der Polizei ein paar Beziehungen spielen lassen und erreicht, dass die verdammte Untersuchung eingestellt wurde.«
Die Bedienung stellte den Kuchen und eine Tasse mit warmer Flüssigkeit â angeblich Tee â vor Doyle auf den Tisch. »Danke«, sagte er, rührte sich aber nicht. Er saà da und starrte Fernley-Price an.
»Die Untersuchung wurde wegen meines Kontaktmanns zur Polizei abgebrochen«, sagte Doyle.
»Nein. Das war mein Mann, Nestor. Ludovic Nestor.
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