In Gottes Namen. Amen! by Rich Simon

In Gottes Namen. Amen! by Rich Simon

Autor:Rich, Simon [Rich, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Wilhelm-Goldmann-Verlag
veröffentlicht: 2013-11-27T23:00:00+00:00


Erde – siebenundzwanzig Tage bis zum Weltuntergang

Sam ging gerade zur U-Bahn, als ihn eine heftige Windböe traf. Sie war so intensiv, dass er mitten im Gehen stehen blieb und sein Gesicht mit den Händen schützte. Um ihn herum wurde Abfall aufgewirbelt – Plastiktüten, Zigarettenstummel und Lottoscheine.

»Herrgott«, brummelte er vor sich hin.

Der Wind legte sich schließlich, nur ein Stück Abfall blieb hartnäckig an seinem Mantel hängen – ein kleiner pinkfarbener Flyer. Er pflückte ihn von seiner Brust.

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Einen Augenblick lang betrachtete er den Flyer, kapierte, dass das Fitnesscenter nur knapp eine Straßenecke von seiner Wohnung weg war.

»So ein Zufall«, nuschelte er.

Dann faltete er den Flyer ein paarmal zusammen und warf ihn in eine der Mülltonnen in der Nähe.

Craig und Eliza seufzten. Sie hatten vier Stunden gebraucht, um den Flyer zu finden, ihn über den Bürgersteig zu wehen und Sam erfolgreich anzuheften. Trotzdem hatte er den Hinweis nicht begriffen.

»Ich hab wirklich geglaubt, dass es funktionieren könnte«, sagte Eliza. »Ich meine, wie oft fliegt einem ein Fitnesscentergutschein ins Gesicht? Der Hinweis war nicht gerade dezent.«

»Es ist schwer, Menschen ein Zeichen zu geben«, erklärte ihr Craig. »In neunundneunzig von hundert Fällen kapieren sie’s nicht. Egal, wie deutlich man wird.«

»Wirklich?«

Craig nickte. »Das ist einfach keine besonders aufmerksame Spezies. Erinnerst du dich an Erzherzog Ferdinand? Der, den sie erschossen haben, bevor der erste Weltkrieg ausbrach? Am Morgen seiner Ermordung bekam er fünfzig Omen geschickt, die Engel wollten ihn warnen. Er hat sie alle ignoriert.«

»Ernsthaft? Welche Omen?«

Craig schloss die Augen und zählte einige aus dem Gedächtnis auf. Eine Krähe war auf dem Fensterbrett des Erzherzogs gelandet, hatte ihn aggressiv angekrächzt. Dann war eine schwarze Katze an seiner Tür vorbeispaziert, als er gerade das Haus verlassen wollte. Das Tor war nicht aufgegangen. Sein Wagen wollte nicht anspringen. Es war äußerst kühl, der Himmel unheilvoll grau, der Wind pfiff ganz entsetzlich.

»Man sollte meinen, dass er zwei und zwei zusammenzählt«, sagte Craig, »und sich krankmeldet.«

Eliza blickte mit zusammengekniffenen Augen auf den Computer. Sam fuhr Richtung Innenstadt, eine Packung Pop-Tarts mit Kirschgeschmack in der Hand.

»Selbst wenn er sich in einem Fitnessstudio anmeldet«, sagte sie, »das wird keinen großen Unterschied machen. Ich meine, wir haben nur siebenundzwanzig Tage. Das reicht nicht, damit er wieder in Form kommt.«

Craig drehte sich zu Eliza um. »Bist du sicher, dass es eine Rolle spielt, wie er aussieht?«, fragte er.

»Wie meinst du das?«

»Geht es in der Liebe nicht um mehr als nur um das äußere Erscheinungsbild? Ich meine, diese beiden sind füreinander geschaffen – ihre Seelen passen perfekt zueinander. Genügt das nicht?«

Die beiden Engel schwiegen einen Augenblick.

»Er muss trotzdem abnehmen«, sagte Eliza schließlich.

»Ja«, nuschelte Craig traurig. »Er sieht scheiße aus.«

Er tippte einen neuen Code in den Computer ein.

»Keine Sorge«, sagte er. »Ich hab noch einen Plan B.«

Wie die meisten Engel war Craig ein Meister der Selbsttäuschung.

Als er das Radargerät eines Polizisten blockierte, um zu verhindern, dass Leute Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens bekamen, ignorierte er die Quote des Beamten, sodass dieser deshalb Ärger auf der Wache bekam.



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